Heft 
(1896) 5
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96 Protokoll der 3. (2.1 ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres.

die Pforte zu dem wunderbar prächtigen Waldgebiet der grossen Neu- Holländer Forst genannt, die sich 15 km in der Länge und 12 km in der Breite zwischen Cremmen und Oranienburg hinzieht und deren Perle der Sarnow ist. DerFührer unsers verdienten Touristenklubs für die Mark Brandenburg sagt darüber Folgendes:Die Neu-Holländer Forst übertrifft an Naturschönheit noch den Brieselang, mit dem sie den Reichtum an Laubbäumen und üppig wucherndem Unterholz gemein hat. Unberührt wie ein Urwald liegt die herrliche Forst da; selten durchzieht ein Wanderer ihre Pfade und vergebens würde der verwöhnte Tourist in dem weiten Gebiet nach einem Wirtshause suchen.

Von Schwante führt die Strasse rechts von der Bahn in die Forst. Nach 20 Minuten treffen wir an der Cremmener Chaussee in romantischer Umgebung das von dem Rittergutsbesitzer Sommer, einem der begüterten Grundeigentümer unsers Vororts Schöneberg, vor einigen dahren in der Waldeinsamkeit neu geschaffene, Sommerswalde genannte, recht sehenswerte herrschaftliche Anwesen. Das stattliche Schloss ist auf Jagen 16 der Forst im Stile des Reichstagsgebäudes aufgeführt. Ent­sprechend prächtig sind die Nebengebäude eingerichtet, das Treibhaus im byzantinischen, der Pferdestall im gotischen Stil erbaut; ausserdem erhebt sich im Jagen 20 ein Mausoleum.

Uns aber ruft die Heimatkunde nach dem Cremmer Damm zurück. Jenseit der Brücke liegt der Damm hoch aufgeschüttet. Mühe hat es gemacht, ihn zu einer Chaussee auszubauen in dem grundlosen Moor, das er im Mittelalter als ein schmaler Knüppeldamm durchschnitt. Ob­wohl das Moor hier entwässert und dadurch relativ trockner geworden ist, quillt es hart am Fuss des Dammes mitunter empor und vergeblich sucht ein hineingestossener langer Stab nach Grund. Wehe dem, der hier vom Damm abgedrängt wurde, Ross und Reiter mussten versinken, auch wenn sie nicht, wie bei den Kämpfen von 1334 und 1412 schwer gerüstet und gepanzert waren. Noch zur Zeit Samuel Buchholtzs war die Passage höchst primitiv, denn im Jahre 1765 sagt er:Es ist hie- bey der berühmte Cremmer Damm, der aber mehr eine lange Führte, durch eine Elslache, als ein Damm genannt werden kann.

Im Jahre 1334 wurden hier die Brandenburger unter Ludwig dem Älteren von den Pommern geschlagen und 1412 erlitt unser Burggraf Friedrich von Hohenzollern im Kampfe gegen die Herzoge Otto und Kasimir von Pommern ebenfalls eine Nieder­lage, deren in der Berliner Klosterkirche bestattete Opfer uns in letzterer am heutigen Tage beschäftigt haben. Auf der linken Seite des Cremmer Dammes, siebenhundert Meter von der Brücke, erhebt sich ein schlankes hohes lateinisches Kreuz, gotisch stilisiert aus hellem Sandstein, welches unten auf der Seite nach der Landstrasse zu das Hohenlohesche Wappen und darunter folgende Inschrift trägt: