98 Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres
einer solchen, dass ein Fünfmarkstück kaum die Höhlung zu verdecken vermag. Viele Höhlungen sind so energisch ausgerieben worden, dass sich eine förmliche Patina gebildet hat. Daneben befinden sich in allen Stellungen Längsinarken, beiderseits konisch endigend, von der Grösse, dass ein sogen. Cigarrenschoner bequem hineinpasst. Daneben senkrechte, halbcylindrische, oben und unten abgeschnittene Hohlkehlungen. Diese Näpfchen, Längsrillen und Hohlkehlen sind an manchen Stellen wie ausgesät und haben die Ziegel-Formsteine der Mauer förmlich de- formirt. Über ihre in katholischer Zeit erfolgte Herstellung und ihren Zweck weiss wie gewöhnlich kein Ortsangesessener etwas auszusagen. Wir haben auch eine Gruppe dieser Zeichen der Verehrung und des Aberglaubens photographiert. Daraus, dass die Näpfchen jetzt, wie vorangedeutet, bereits wenige Zoll über der Erde beginnen, folgt klärlich, dass die Flinte des. Mauerwerks früher erheblich tiefer freilag, denn in so unbequemer Stellung konnte Niemand, auch nicht ein Kind, die künstlichen Mauermarken anbringen.
Die Zeit, als die Brandenburger am Cremmer Damm geschlagen wurden, mag gerade diejenige gewesen, w o die Kirclienmarken so recht im Schwange waren.
An derselben Südseite der Kirche, aber mehr östlich, fanden wir einen sandsteinernen Mühlstein von etwa zw e i Fuss Durchmesser in die Aussenseite eingemauert. Dasselbe Vorkommnis haben wir an der Kirche zu Miersdorf bei Königs-Wusterhausen, Kreis Teltow, beobachtet. Auch hier dürfte vielleicht ein abergläubischer Zweck zu Grunde liegen. Die Nachbarn der Cremmer Kirche halten den Stein für eine Sonnenuhr, wovon wir uns aber nicht überzeugen konnten.
Vor 1845 führte das damalige Kreuz nach S. 107 des Werkchens „Die Umgegend Berlins“ die Inschrift: „Anno 1412 am St. Columbans
Tage verschied in diesem Damme Herr Graf Johann von Hollach oder Hohenlohe, Markgräflich Brandenburgischer General, welchem zu Ehren dies Monument gesetzt ist“.
Der Name Hollach oder Holloch bezieht sich auf die Burg gleichen Namens bei Uffenheim in Franken und hiernach nannte sich seit dem 12. Jahrhundert das alte Herrengeschlecht der Hohenlohe. Der jetzige deutsche Reichskanzler und Ministerpräsident Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Durchlaucht, hängt, nachdem die Linie Hohenlohe-Hohenlohe 1412 erloschen und nur die Linie Hohenlolie-Speckfeld übrig geblieben mit der abseiten letzterer 1551 gestifteten katholischen Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg genealogisch zusammen, die ihrerseits sich in die zwei Linien Hohenlohe Waldenburg - Hartenstein und Hohenlohe Waldenburg - Schillingsfürst spaltete. Der Stamm Johann von Hollach ist, wie schon erwähnt, in dem verhängnisvollen Jahr 1412 abgestorben.