106 4. (3.) ausserordentliche Versammlung des V. Vereinsjahres.
Siemens und Halske ihnen bei der Erklärung der maschinellen Nebenanlagen behülflich waren.
Es ist in diesem kurzen Bericht unmöglich, alle technischen Details der grossartigen Anlage wiederzugeben und die zahlreichen Vorgänge und Manipulationen zu schildern, welche bei dem Prozess der Bierbereitung eine Rolle spielen. Es muss genügen, in grossen Zügen die Beobachtungen dieses interessanten Nachmittags festzuhalten.
Der Ausgangspunkt für die Brauerei ist das Malz. Dasselbe wird heutiges Tages in den Mälzereien im grossen hergestellt und den Brauereien geliefert. Das Malzen ist ein abgebrochener Keimprozess; bei diesem wird die Stärke der Gerstenkörner in Traubenzucker timgewandelt. Malz schmeckt daher süss, allerdings weniger süss als der gewöhnliche Zucker, da es schwerer löslich ist.
Es handelt sich nun darum, diesen Zucker nebst den anderen löslichen Stoffen aus dem geschroteten Malz herauszuziehen. Dies geschieht durch warmes Wasser in den grossen Zobern, welche mit kegelförmigen Kappen bedeckt waren. Man nennt diesen Vorgang das Maischen und das Endprodukt die Bierwürze. Beim Maischen ist es wichtig, die richtige Temperatur und die richtige Wassermenge inne zuhalten. Die Bierwürze wird nun mit Hopfen versetzt und in der Braupfanne gekocht. Die Braupfannen befanden sich ein wenig tiefer in demselben Raum mit den Maischbottichen.
Aus der Bierwürze wird endlich mit Hilfe der Hefe das Bier hergestellt. Dabei gerät die Masse in Gährung; es entsteht aus dem Zucker Alkohol, und Kohlensäure. Die Gährung muss langsam vor sich gehen, deshalb wird in dem Gährkeller die Temperatur sehr niedrig gehalten. Der Gähningsprozess verrät sich durch den weissen Schaum, welcher in den Bottichen auf der Oberfläche sich ansammelt.
Wenn das Bier klar geworden ist, wird es gefasst; in den Fässern des Lagerkellers geht die Gährung weiter, und es wird oft noch monatelang hier aufbewahrt.
Der Gährkeller und der Lagerkeller gaben den besten Einblick in die Grossartigkeit des Betriebes. Dort reihten sich in langen Reihen die Bottiche aneinander und hier lagen die Riesenfässer in parallelen Reihen zu zweien übereinander.
Neben diesen Anlagen für die Brauerei sind auch die übrigen maschinellen Einrichtungen von Wichtigkeit. Sie lehren, wie geschickt die modernen Errungenschaften der verschiedensten Gebiete dem uralten Brauereigewerbe angepasst worden sind. Es gehören hierher die beiden Dynamomaschinen, welche das elektrische Licht liefern, sodann die Lindesche Kältemaschine, in welcher die Kühlflüssigkeit hergestellt wird, die in den langen Röhren an den Decken des Gähr- und Lagerkellers hinfliesst und dort die niedrige Temperatur von 4—6° C. hervorruft.