Heft 
(1896) 5
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Bericht über die 5. (4. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

Mittwoch, den 10. Juni 1896, nachmittags

auf der Pfaueninsel bei Potsdam.

Die zahlreichen Teilnehmer der Wanderfahrt fuhren mittels Dampf­boots nach dem Wirtshaus gegenüber der Pfaueninsel, in welchem der Kaffee eingenommen wurde. Der joviale Wirt ist dadurch in weiteren Kreisen wohlbekannt, dass er Jahre hindurch das russische Dreigespann des Kaisers gefahren hat, bis der aufreibende Dienst ihn nötigte, diese Stelle zu quittieren.

Am Strande der Pfaueninsel bei der Friedens-Eiche erwartete Herr Oberhofgärtner Reuter, zur Zeit so recht der Genius Loci des herr­lichen Eilandes, die Gesellschaft und führte dieselbe mit unermüdlichem Eifer und grösster Liebenswürdigkeit zunächst in seinem traulichen Hause herum, welches reich ist an Erinnerungen, auf höchste und hohe Persönlichkeiten bezüglich, und in welchem sich Kaiser Wilhe lm I. im Mai 1848 auf der Flucht nach England einige Tage verborgen hielt. In der Nähe lag die Wohnstätte des Alchemisten Kunkel von Löwen­stern, von dem noch Sagen im Schiffermunde der Nachbarschaft um­gehen, Sagen von Schätzen, Flammen und Goldbrennen, die wahr­scheinlich auf früherm, uraltem Legendenstoff in der Hauptsache beruhen, wenn auch nicht zu leugnen ist, dass die geheimnisvolle Thätigkeit des mysteriösen Gelehrten mit seiner nahe dem Havelbord belegenen Adepten- Esse zu neuer Sagenbildung Anlass geboten hat. Bunte Glasreste, Glas­fritten und Schlacken von der Stelle, wo das Laboratorium des Wunder­mannes stand, überreichte Herr Reuter für die Sammlungen des Märkischen Museums, in welchem sich bereits ähnliche Überbleibsel von hier befinden.

Unser Mitglied Fräulein Wilhelmine Weyergang fand nicht weit davon einen linsenförmigen, altertümlichen rotgebrannten thönernen Netz­beschwerer aus einer mutmasslich noch älteren Zeit stammend, welcher der genannten öffentlichen, gemeinnützigen Sammlung ebenfalls ein­verleibt wurde.

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