Heft 
(1896) 5
Seite
115
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Bericht über die 5. (4. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres. 115

einen Berberitzenstrauch mit einer jener Hexenbesen-Bildungen, welche neuerlich in der Brandenburgs wiederholt besprochen worden sind.

Als die Wanderung ihrem Ende zuneigte, ergriff Herr Dr. Carl Bolle zu folgenden Mitteilungen das Wort. Man wolle entschuldigen, wenn dieselben, als nicht vorher niedergeschrieben, nur dem allgemeinen Inhalt nach, hier wiederholt werden können.

Die Pfaueninsel, als ein Glanzpunkt von Berlins Umgebung, dürfte wohl nur wenigen unter ihren heutigen Besuchern nicht schon von früherer Anschauung her vertraut sein. Beschränkung im Besprechen derselben ist daher geboten. Wie anmutend sie allen auch erscheinen mag, so muss man doch eigentlich einer älteren hauptstädtischen Gene­ration angehören, um den von dieser Stätte ausgehenden Reiz in vollster Lebendigkeit zu empfinden.

Nicht immer ist das schöne Haveleiland so leicht zugänglich ge­wesen, wie die jetzigen Verkehrsmittel dies ermöglichen. Es gab eine Zeit, anspruchsloser als die Gegenwart, wo eine solche Fahrt als ein festliches Ereignis, dem man erwartungsvoll entgegensah, empfunden wurde. Stundenlang rollte da der Wagen auf der damals frequenteren, jetzt fast verödeten Potsdamer Chaussee hin, die ihre endlose Zeile, pappelumsäumt und von Wildrosen umwuchert, vor der Ungeduld der Fahrenden ausdehnte. Hatte man dann vielleicht die Journalière, das einzige öffentliche Vehikel zwischen den beiden Residenzen gekreuzt und war man hinter Stimmings, nun auf schattigem Waldwege, von der Heerstrasse abgebogen, erschloss sich dann der Forst zu freiem Aus­blick auf die Havelgewässer, so war es, ehe noch die Fähre uns hin­übertrug, wie ein Märchenhauch, der alles träumerisch umwehte. Da prangten in fremdartigem Grün sonst nirgends gesehene Catalpabäume, da hob sich am Hügelsaum das Blockhaus des alten Iwan, und es kam auch wohl ein zahmer Damhirsch furchtlos dahergeschritten, um den Kindern oder Kutschern Brot aus der Hand zu nehmen. Auf dem Wasser aber schwamm ein richtiges Seeschiff, bescheidener Vorläufer unserer noch ungeborenen deutschen Flotte, ein Geschenk des Prinz-Re­genten von England an seinen Königlichen Bundesgenossen im na- poleonischen Kriege.

Das waren die stillen Zeiten Friedrich Wilhelms des Dritten, zu deren anspruchloser Glückseligkeit in bewegterer Epoche die Erinnerung so gern zurückkehrt. Für die Pfaueninsel sind sie die der Örtlichkeit günstigeren gewesen.

Dies grösste Eiland des inselreiohen Havelbeckens, reicher als jetzt mit Pfauen bevölkert, unter welchen die weissen am meisten hervor­stachen, erschien insbesondere der Kinderwelt wie ein Feenland. Ge­sellte sich nicht zu dem, Dank seinem königlichen Gottesfrieden er­haltenen heimischen Baumschmuck eine Blumenfülle sonder Gleichen? -

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