116 Bericht über die 5. (4. ausserordl,) Versammlung des V. Vereinsjahres.
Hallte sein Echo nicht wieder vom Schrei nnd Gebrüll mannigfachen Getieres, das hier als ein fürstlicher Luxus gehegt, das Vorbild zu den späteren zoologischen Gärten abgeben sollte? Wer es betrat, der fühlte sich emporgehoben in eine idealere Sphäre, aus der die geheimnisvolle Majestät des Königtums nicht furchtbar, nur mild und gütig, ihm entgegen zu lächeln schien.
Wie weit hinter uns liegt dies Alles! Viel des Schönen und Reizvollen am Orte ist verschwunden; von den grossartigen Voliören für Land- und Wasservögel, von der Büffelbucht, von dem Lamagehege keine Spur mehr vorhanden. Das unübertroffene Rosarium auf eine zwar immer noch pflanzenreiche und wohlgepflegte Gartenanlage beschränkt; vor allem aber das herrliche Palmenhaus mit seinen kunstvollen indischen Marmorn aus Brand und Asche nicht wiedererstanden. Doch, beruhigen wir uns. Soviel des Bewundernswerten ist geblieben, dass der Totaleindruck kaum etwas eingebiisst haben. dürfte. Der landschaftliche Zauber hat keine Verminderung erfahren und der Verlauf der Jahre lässt diese Welt von Grün und Blüten nur immer herrlicher entwickelt sich darstellen.
Auch an geschichtlichen Erinnerungen fehlt es nicht. Von jeher war hier landesherrlicher Besitz, den nur auf kürzere Zeit, als die Schmelzöfen des Alchimisten Kunkel glühten, die Freigebigkeit des grossen Kurfürsten in privaten umgewandelt, später Friedrich Wilhelm I. dem Potsdamer Waisenhause als Eigentum zugesprochen hatte. Bereits im Beginn des 17. Jahrhunderts kommt der Name Pfauenwerder urkundlich vor und lässt auf die Benutzung der Stätte zur Zucht des Prachtgeflügels Schlüsse ziehen. Später hat sich neben diesem, ein zweiter, Kaninchenwerder, wie es scheint nicht lange, geltend gemacht.
Mit dem Fortschreiten der Gesittung musste die absonderliche Schönheit des Orts eine höhere Bestimmung unabweisbar herausfordern. Lange genug hatten die Naturkräfte allein an diesen halbvergessenen Ufern gewaltet. Man weiss nicht, ob der grosse Friedlich die über 300 Morgen grosse Insel je betreten und sich an ihrere Eichenpracht erfreut liabe; beachtet oder ja geliebt hat er sie nie. Erst unter seinem Nachfolger kam es über sie wie eine Entdeckung; ihre Stunde hatte endlich geschlagen. Neben einem Versailles, für welches Potsdam mit Recht gelten durfte, fehlte dem preussisclien Königshause bis dahin ein Trianon. Ein anmutenderer Fleck als die Pfaueninsel konnte für ein solches nicht erdacht werden. Friedrich Wilhelm II. fand ihn. Unter ihm fiel zum ersten Mal der Blick königlicher Gnade beifällig und das Waldesdunkel erhellend und verschönernd, zugleich auch zündend, auf dies „umflossene“ Ländchen.
Zusammen hängt dies mit dem Aufgang einer durchaus neuen Ge- schmacksrichtung, die am Ende des 18. Jahrhunderts der Schnörkeleien