Bericht über die 5. (4. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres. H7
des Rococo überdrüssig, den Ruf retour à la nature laut werden liess. Wie Götz von Berlichingen gegen Corneille und Racine, stand nun J. J. Rousseau siegreich gegen Lenotre. Ein unwiderstehlicher Impuls der öffentlichen Meinung nahm dem Gärtner die Scheere aus der Hand, die bisher Taxus und Buchsbaum verstümmelt hatte. In der Litteratur wie in der Gartenkunst vollzog sich eine totale Umwälzung, die, nicht minder ummodelnd, ja auch die Damentoiletten ihren Eingriff empfinden liess.
Unter solchen Einflüssen, ihnen ganz hingegeben, bestieg Friedrich Wilhelm II. den Thron, ein weniger gefeierter Monarch, als andere gleicher Dynastie, aber als Menschen- und Naturfreund hochzuhalten. Unter ihm entwand auch in Preussen, nach englischem Muster, der Gartenstyl sich der bisherigen formellen, ganz architektonischen Beschränktheit. Auf Gondelfahrten durch Potsdams reizende Wasserläufe wurde die Pfaueninsel gleichsam neugefunden. Zuerst als Jagdgrund der Enten und Reiher halber geschätzt, fügte sie sich bald dem neugeschaffenen Sybaris an der Havel als ein notwendiges Glied an. Sie ward mehr und mehr das Ziel von Lustpartieen, auf denen der König, unter Zelten, auf Perserteppichen ruhend oder tafelnd, sich von frohen Damen gern die Regierungssorgen von der Stirn streicheln liess.
Darf man sich wundern, dass Friedrich Wilhelm, mit temporärem Aufenthalt nicht zufrieden, hier bald auch zu bausn begann? Das eben von uns besuchte Schloss mit der seine Türmchen verbindenden luftigen Brücke, verdankt seine Originalität einem Plane der Lichtenau. Welch ein Baumfreund der König gewesen, beweist allein schon die Thatsache, dass er den Bauplan seines Marmorpalais am Heiligen-See lieber umgestalten liess, ehe er eine der Akazien, von ihm als Prinz gepflanzt, geopfert hätte.
Dies war der Anfang vom Glanz der Pfaueninsel; zu ihrer eigentlichen Bedeutung aber sollte dieselbe erst später gelangen. Ernstere Zeiten waren auf die kurzen Regierungsjahre von Friedrichs leichtlebigem Neffen gefolgt. Friedrich Wilhelm III., ein Fürst von mehr beschaulicher Veranlagung, doch in der Liebe zur Natur seinem Vorgänger geistesverwandt, neigte zu patriarchalischem Stillleben. Lange hatte er als Landaufenthalt Paretz bevorzugt. Nach dem Tode der Königin Luise erschien ihm dies, zu sehr wehmütiger Erinnerungen voll, als verleidet. Mehr und mehr gewöhnte er sich an die sommerliche Villeggiatur auf der Pfaueninsel, bis diese zuletzt, nach Schluss der grossen Kriege, sein bevorzugtes Tusculum werden sollte.
Hier nun sehen wir den durch harte Schicksalschläge geprüften Monarchen lange, uns noch nicht allzufern liegende Jahre hindurch im Kreise seiner Familie ais liebreichen Hausvater walten, erfreut, fürstliche Grösse von dem erquickenden Hauche einfacher und