Heft 
(1896) 5
Seite
118
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118 Bericht über die 5. (4. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

schöner Menschlichkeit durchgeistigt zu fühlen. Alle Verschönerungen, alle grossen Züge der Pfaueninsel beruhen auf den Pflanzungen und Bauten Friedrich Wilhelms des Dritten. Es würde zu weit führen, sie im Detail namhaft zu machen. Rosengärten, Palmenhaus, Menagerien, Wasserleitungen etc. sind als sein Werk anzusehen. Vielfach hat Hum­boldt, oft auch hat Lenné ihm hierbei beratend zur Seite gestanden. Züge rührender Güte seitens des Königs, deren Schauplatz die Jnsel gewesen, leben noch in der Erinnerung Vieler.

Nach 1840, dem Jahre des Hinscheidens des Königs, der ihr hold war, hat die Pfaueninsel aufgehört im Vordergrund des Interesses zu stehen, ohne indess der Vernachlässigung zu verfallen. Der nachfolgende Regent verlegte seinen Sommersitz zuerst nach Charlottenhof, dann nach dem historisch ihn mehr anmutenden Sanssouci. Den verschwenderisch über sie ausgegossenen Naturreiz konnte entzogene Fürstengunst diesem lieblichen Gestade nicht nehmen. Immer noch blieb es im wahren Sinne des Worts ein lieu de delices. Danken wir der grossmütigen Liberali­tät ihres jetzigen kaiserlichen Herrn dafür, dass er, nach dem Vorbild seiner erhabenen Ahnen, diesen durch Natur und Geschichte gleich ge­weihten Raum dem Volke zum Mitgenuss unentwegt offen hält.

Schauen wir uns um. Diese Wodanseichen, diese saftgrünen Rasenflächen, um die das Panschilf flüstert, über welche der Tulpen­baum, riesengross, sich wölbt und um die der Kirschlorbeer dunkelt, als weilten wir im Sommerlande jenseits der Alpen, dieser tiefblaue Himmel über, dies Wellenblinken des Stromes um uns hei, was anderes ist dies alles als Mark Brandenburg, die vielgeschmähte; allerdings ein Juwel im Saudlande und vielleicht das lieblichste Plätzchen, das das­selbe seinen Söhnen und Töchtern darzubieten im Stande ist.

Auch die langjährigen verständnisvollen Pfleger eines solchen Para­dieses wollen wir nicht vergessen. Sie Messen früher in mehr als einer Geschlechtsfolge Fintelmann; heut heissen sie Reuter. Dem Herrn Ober- Hofgärtner gleichen Namens, den wir uns freuen gütig und mitteilsam unter uns zu sehen, gebührt ein volles Maas jenes gern gezollten Dankes, der zur Stunde unsere Herzen erfüllt.

Es war nur wenig, was ich Ihnen sagen konnte. Meine Ent­schuldigung ist, dass, wie die Rachel hier einst unvorbereitet mimte, so auch ich nicht minder unvorbereitet, dafür jedoch aus der Fülle des Herzens und ganz erinnerungsvoll, zu Wissenden und Gleichempfindenden reden durfte.