Heft 
(1896) 5
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Abt Siebold wird man, nebst Pribislav, Sehn ragen als leuchtende Hermen, Gesellt dem zweiten Askaniergraf, Wo Hain grenzt an grossstädtisch Lärmen.

Ob schlummernd dieser ein Wunder erlebt,

Ob wachend, wer kann es wissen? Fehlt doch die Hand, die den Schleier hebt

Von so dämmernden Finsternissen.

Genug, dass wir schaun als Kunstgebild Den Beginn langer Herrscherreihe. Zur Seite ihr Helfer, treu gewillt Dass Brandenburg blüh und gedeihe.

Im Panzerkleid oder Hermelin Wolln sie sich dem Volke zeigen, Das beifällig anstaunt der Dynastien Nun bald tausendjährigen Reigen;

Die volle Herrlichkeit auch von Lehnin,

Den Elchhirsch sogar unvergessen, Mit dems ob im Traum? Herrn Otto schien

Dass angstvoll er sollte sich messen.

Das schenkt eines Kaisers erhabner Sinn

Die Vaterstadt würdig zu schmücken. So grüss Abt Siebold denn du, Berlin, Mögst bald ihn vollendet erblicken.

Kleine Mitteilungen.

Alter Weihnachtsbrauch in Tiefwerder und Pichelsdorf bei Spandau. Nach Jahrhunderte altem Brauch findet auch jetzt noch in den Fischer­dörfern Tiefwerder und Pichelsdorf seit neun Tagen vor Weihnachten das Antuten dieses Festes statt. Die Knaben der Dörfer ziehen allabendlich von Haus zu Haus und blasen auf Kuhhörnern. Am ersten Feiertag werden sie dann von den Bewohnern mit Weihnachtsgaben beschenkt und nach­mittags wird in hergebrachter Weise das Fest der drei Könige gefeiert.

Spandau, den 23. Dez. 1895.

Weihnachtsbrauch am Hof des Deutschen Kaisers. Anlässlich des Weihnachtsfestes geschieht alljährlich einem Gebrauch Genüge, der von Alters her in der Königlichen Familie besteht. Der Pfefferkuchen, der ja auf keinem Weihnachtstische fehlt, spielt hierbei eine hervorragende Rolle. Es ist nämlich alljährlich der Leibkompagnie des 1. Garderegiments zu Fuss vergönnt, das würzig duftende Gebäck dem Kaiser und allen im 1. Garde­regiment geführten Prinzen als schlichten, herzlichen Weihnachtsgruss zu überbringen. So war es zu Lebzeiten des alten Kaisers, und an diesem Ge­brauche hält auch Kaiser Wilhelm II. fest. Die Überreichung geschieht am Vormittag des 24. Dezember. Auch diesmal hatte der Kommandeur der Leibkompagnie im 1. Garderegiment zu Fuss die Ehre, dem Kaiser als dem Kompagniechef, sowie denjenigen Prinzen, die bereits bei diesem Regiment eingetreten sind, die Kuchen zu überreichen. Diese Kuchen gelten gewisser- massen als Weihnachtsgruss der ganzen Armee. Ein alter Potsdamer Konditor,