Heft 
(1896) 5
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Märkische Kräuterei aus dem Kreise Teltow

von W. v. Schulenburg.

Als ich im vorigen Jahre (1895) längere Zeit wiederum im Kreise Teltow mich aufhielt, hörte ich ab und zu noch volkstümliche Kräuter­namen, unterliess aber absichtlich sie aufzuzeichnen, um nicht Zeit und Arbeit bei einer späteren Durcharbeitung zu verlieren. Doch trat die Versuchung immer wieder an mich heran, um so mehr, da ich unbekannt bin auf diesem Gebiete, weil ich nicht pflanzenkundig bin. Es war wohl im Spätsommer oder im Beginn des Herbstes, als ich anfing einiges niederzuschreiben und nun den Dingen weiter nachforschte. Allein die meisten Kräuter hatten abgeblüht und von Frühlingsblumen war keine Rede mehr. Mit der Kräuterkunde hier im Volke steht es ausserdem sein' schwach in unsren Tagen. Von den jungen Leuten wusste fast niemand etwas, von denen im mittleren Alter wenige, von den Alten

alle einiges und nur eine hochbetagtekluge Frau, Grossmutter Becker -

wusste mehr in der Kräuterei als alle anderen zusammengenommen Durchgängig war: jegebildeter, desto weniger Kenntnisse hierin.

Ich gebe die Mitteilungen meist so, wie sie mir von den Leuten selbst gemacht wurden, durchaus mit allen Zufälligkeiten, und diejenigen, die mit uns eins sind im volkstümlichen Geiste, werden das billigen.

Da die Landleute sich meist dem Hochdeutschen anbequemen, so ist auch diese Sprechweise beibehalten und nur in den grösseren Absätzen von Bälsenkrut, Klitzen, Kespern und Johanniskrut findet man mehr das reine Plattdeutsch vorherrschend, das Platt der Dörfer zwischen den

Städten Zossen, Sperenberg und Trebbin. Leider geht das Plattdeutsch mehr und mehr zurück.

Was die Schreibweise anbetrifft, so habe ich bald so bald so geschrieben. Wer wollte denn überhaupt mit unsrer hochdeutschen Rechtschrift eine Mundart wiedergeben, und doch können wir, wie die Dinge liegen, nur mit ihr schreiben. Es ist daher alles kraus und bunt dörchenenger, Hochdeutsch, Halbhochdeutsch und Platt. Mir kam es darauf an, annähernd ein Bild von der hiesigen Volkssprache zu

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