Heft 
(1896) 5
Seite
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W. v. Schulenburg, Märkische ICräuterei aus dem Kreise Teltow.

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im Sunnwendfeuer, reingesteckt bis Brusthöhe. Der Flachs soll so hoch wachsen, wie der Stock. Gegend hei Passau.

Über Flachs und Spinnen und Leinen in der Mark vergleiche man meine Angaben in W. S. 90, 231, 232, 241, 242, 246, 247, 249, 250 252, 255, 256, und iu W. V. 21, 67, 71, 75, 109, 115117, 126 f., 128, 132 f. 138, 147.

Wegen der Weihe durch nackte Mädchen erwäge man auch das Umknicken der Bollen durch nackte Männer und den doppelten Sinn dieser Handlung, unter Bolle .

W. Y. 107:Wenn eine Schwangere den Flachs zum Trocknen iu den Backofen setzt, so soll sie nicht in den Backofen kriechen, sonst bekommFdas Kind rote Haare. Grossschulzendorf.

Der alte Fritz hat gesagt:Selbstgespouuen und selbstgemacht ist die beste Bauerntracht.

Wer (d. h. Magd und Frau) Weihnachtsheiligabend nicht abgesponnen hat, so kommt die Frau Harke. Thyrow und in anderen Dörfern. Ver­gleiche darüber meine eingehenden Mitteilungen in der Brandenburgia 1896, Monatsblatt, und auch über Frau Harke und die Bercht (Berta) in Österreich Z. f. E. Verh. 1896. Am Weihnachtsheiligabend darf kein Flachs auf dem Wocken sein, dagegen können in den Zwölften oder Dreetehn (Weihnachten bis heilige drei Könige) Dienstmägde spinnen für sicE, aber nicht für die Wirtin (d. h. die Bäurin, die Herrschaft). Zu Weihnachten erscheint die Gottheit, es ist die Zeit der Wintersonnen­wende. Die Sonne nimmt wieder zu an Kraft, das neue Jahr kommt herauf, gute Hoffnung erfüllt die Gemüter im nächtlichen Dunkel, neues Licht und neues Leben (an das Licht der Welt kommen = geboren werden!) zeigt die Zukunft. Weihnachten ist die heilige Zeit der Göttin Harke oder wie auch immer der Name vormals gelautet haben mag.

Wei säden früa imina: Marti ne (11. Nov.) pusst det Licht an un Mareien (25. März) pusst et ut (weil man beim Spinnen Licht haben muss, früher vom Kienspan; siehe Fichte!). Mareie ist im März, dann hört das Spinnen auf. Mit Martine fängt es an, 6 Wochen vor Weih­nachten.

Ich teile hier noch einen Brauch mit, so wie ich ihn mir früher verzeichnet habe, vom Dorfe Königsberg im Kreise Ostpriegnitz.Wenn Flachs ge brak t wird und die Mädchen aus dein Dorfe sind dabei zusammen, dann kommen am Abend, wenn sie essen, die Knechte, und einer, der das beste M aulwe rk hat, macht den Jochem Brun. Der sagt z. B.Jochem will och Ti Bisken hemen (Bischen haben). Ein Mädchen antwortet:Na, Jochem, kannst Du och beten ?

Jochem:Vorige Jahr war ein trocknes Jahr.

Da das Flachs auf Tn Felde nicht geraten war...

(Er spricht noch sieben weitere Keime, die hier nicht mitteilbar sind.)