Heft 
(1896) 5
Seite
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W. v. Schulenburg, Märkische Kräuterei aus dem Kreise Teltow.

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Da lachen die Mädchen, dass sie sich den Bauch halten möchten und nötigen den Jochem Brun, dass erreinkoimnen soll. Dann kommt Jocliem Brunrein und kriegt was zu essen.

-Jochem Brun (so erklärte der Erzähler) ist in alten Zeiten immer rumgegangen und hat gebettelt bei die Braker.

Wer von den Haarbrecliern das letzte Büschel Har (= Flachs) bricht, wird Bräutigam und bekommt auf einem Teller einen Rosmarien­zweig, Aschenkraut und einen Apfel, ferner Cigarren und ein Taschen­tuch. Oberbaiern, am unteren Inn, in der Gegend von Rosenheim. Wegen Rosmarien vergleiche W. S. 303, 304; W. Y. 122.

Am Sonnabend sollte man nicht spinnen, sonst erscheint eine Iland in der Tliüre, sagte meine Mutter immer. Das ist aber Aber (Aber = Aberglaube). Osterburg in der Altmark.

(Die blau blühenden Flachsfelder gleichen, von weitem gesehen, namentlich bei sonnigem Himmel, Wasserflächen. Ich selbst glaubte (i. J. 1894) hier im Kreise Teltow, zwischen den Baumstämmen eines Busch hindurch, in der Ferne ein Wasser zu erblicken, das den Himmel spiegelte, wie sein, lichtes Blau zeigte. Bei näherem Hinzu­gehen stellte sich aber heraus, dass es kein Wasser, sondern blühender Flachs war. Diese Täuschung erinnerte mich an jene Erzählung in der Geschichte der Langobarden (I, 20).

Zwischen Tato, dem König der Langobarden und Rodulf, dem König der Heruler, entstand Feindseligkeit, da die Prinzessin Rumetrud, Tatos Schwester, Rodulfs Bruder hatte umbringen lassen. Die Lango­barden, wie Paul Warnefried berichtet, wohnten zu jener Zeit auf dem damals so genanntenFeld, vermutlich (nach Meyer) das Marchfeld östlich von Wien, also einer ausgedehnten Ebene. Es kam zu einer Schlacht zwischen den beiden deutschen Völkern, den Langobarden und den Herulern. Die Heruler, damals sehr krieggewohnt, gingen mit nacktem Oberleib in den Kampf, wohl um ihren Mut und ihre Yer- achtuug gegen Wunden zu zeigen. Ihr König Rodulf war so sieges­gewiss, dass er ruhig beim Spiele blieb. Er liess nur einen seiner Leute nebenan auf einen Baum klettern um ihm den Sieg seines Heeres, zu berichten, drohte ihm aber den Kopf abzuschlagen, wenn er Flucht meldete. Die Folgen blieben nicht aus. Die Langobarden drangen siegreich vor, König Rodulf wurde nach tapfrer Gegenwehr nieder­gehauen, die Heruler wurden gänzlich geschlagen und auseinander­gesprengt. In der Hast und Not der Flucht sahen sie grüne Flachs­felder, die dort waren, für Wasser an, das sie durchschwimmen wollten, und wurden niedergemacht, als sie die Arme zum Schwimmen aus­streckten. Im Lager wurde reiche Beute gemacht und der König Tato nahm Rodulfs Banner, das die Heruler, mit diesem Worte,Band nannten. Soweit Warnefried.