Heft 
(1896) 5
Seite
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W. y, Schulenburg, Märkische Kräuterei aus dem Kreise Teltow.

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In Wittstock war die Kornmiene im Korn. In andren Dörfern: die Roggeninume; die Roggenmume mit de ieserne Titten.Die Rogge- mume, Roggenmiene, Roggemniere kommt, sagten die Kinder, wenn sie in den Schoten waren.

W. V. 134: in Wilmersdorf hei Berlin: die Roggenmiene; S. 148: in Trehatsch (Kreis Beeskow-Storkow): die Sichelfrau, in der Hand eine Sichel. U. s. w.

Für die Mark führe ich aus meinen ungedruckten Sammlungen noch an:

Wilmersdorf bei Berlin (Kreis Teltow):Im Korn ist die Korn- mutter.

Frankenförde und Nettgendorf (Kreis Jüterbog-Luckenwalde) die Korniuutter.

Mochow (Kreis Lübben):Im Korn sitzt die Murau.

Grossleutlien (Kreis Lübben):Geh nicht ins Feld allein hin, sonst kommt die alte Anna. In Gr. wurde früher wendisch gesprochen. Kinder geht nicht ins Korn, da kommt der Sichelmann.

Tauer (Kreis Kottbus), noch wendisch:Die Anna Subata geht den Kindern nach, wenn sie Kornblumen (mödracki) suchen. Zubata heisst hier: mit den grossen Zähnen, eigentlich: mit Zähnen, von wendischem zub (sprich sub) der Zahn.

Grossleuthen:Wenn die Kinder ins Korn gehen wollen, die Blumen auszureissen, dann kommt die Sichel-Anna, ist eine alte Frau. S. Roren- blume.

Turnow (Kreis Kottbus): die Zubata Anna.

Tauer:Im Korn soll eine Frau sitzen, jana zubata Anna. Die sitzt auch im Walde auf einem Baumstamm, d. h. Baumstock, na pjenku; hat die Haare aufgelöst, ma te losy griwate (losy grivate heisst: un­gekämmte, wild herunterhängende, wirre Haare, von griwa die Mähne). Sie wurde auch genanntcarna Anna na pjenku. Auch sagte man, das ganze Jahr hindurch, zu den Kindern:Geht nicht in den Wald, tarn sejzi ta carna zubata Anna na pjenku, und es lness ausdrücklich: Die soll grosse Zähne haben. S. Beerschkene.

Dahlem (Kreis Teltow):In den Schoten sitzt die Kornmiene.

Wegen der Roggenmuhme und Sau mit den eisernen Zitzen in Grossschulzendorf siehe Rorenblume.

Zum Vergleich führe ich an aus Ostpreussen (Beihnunen): Man sagt den Kindern:Da sitzt die Kornmutter mit de ieserne Titte (Brust). Wenn die Kinder fragen:Wie sieht denn die Kornmutter aus?Na, se hat ja ieserne Titten (Brüste).

Aus diesen Angaben, die sehr vermehrt werden könnten, ist er­sichtlich, dass in der Roggen- oder Kornmulnne die alte grosse Erd­mutter durchblickt, von dem Römer Taeitus erwähnt als terrae mater