Heft 
(1896) 5
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W. v. Schulenburg, Märkische Kiäulerei aus dem Kreise Teltow.

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darf man unter der Frau Harke, wie sie in der Mark bei unsrem Land- volke noch lebt, die Göttin Harke suchen, die Gemahlin des oben genannten grossen Gottes, des Herrn des Himmels und der Erden, und um so mehr, als der Alte auf dem Schimmel bei Grossschulzendorf mit voller Gewissheit der märkische Arntegott ist und mit aller Wahr­scheinlichkeit der Gott Wode und nicht Donar, da Wode als Ärntegott im benachbarten Mecklenburg noch in den letzten Jahrhunderten um seinen Segen angerufen wurde von den Mähern.

Über meine Angabe vom Alten auf dem Schimmel, die von niemand bisher beachtet zu sein scheint, siehe Knolln, über den Wodan ebenda, und über gemeinsame Beziehungen der Harke in der Mark und der Bercht in Österreich Z. f. E. Verh. 1896. 187190. Über die Korn- und Erbsenfrauen, die in den Feldern sind, vergleiche W. S. 89, 90, 142189; W. Y. 45, 46, 65, 66.

ln Christinendorf, Saalow und andren Dörfern werden noch, ver­einzelt, in der Neujahrsnacht Strohkränze (d. h. Strohbänder) um die Bäume gebunden aus dem Stroh, auf dem die Wurst zu Weihnachten gelegen hat. Das heisst:Man giebt ihnen Neujahr; man beschenkt sie,. 4 Vergleiche darüber meine Darlegung in der Z. f. E. Verb. 1896, 189, und die volkstümlichen Angaben in W. S. 248, W. Y. 129.

ln den Dreetehn wurden die Bäume beschenkt.Sie sollen auch beschenkt werden, dann beschenken sie uns wieder. Thyrow u. a. 0.

(Ziemlich allgemein noch in den Städten bei uns (auf dem Laude hier, wie es schönt, unbekannt) herrscht der Glaube:Wenn dreizehn zu Tische sind, muss einer sterben, d. h. im Laufe des Jahres. Man achtet mit grosser Sorge darauf, dass nicht 12 Gäste eingeladen werden. Bleibt aber ein Gast fort, so ist man ängstlich bemüht, selbst den ersten Besten, und sei es ein Kind, an 'seine Stelle an den Tisch zu setzen. Das geschieht zwar oft scherzender Weise, ist aber sehr ernst gemeint. Das Unglück wird also der Zahl 12 zugeschrieben. Diese Unglückszahl hat man verschieden zu deuten gesucht, so auf die 12 Jünger Christi und den Judas Ischarioth als Verräter, oder auf die 12 oder 12 Äsen, Götter, im Götterhimmel der Nordgermanen. Es mag verschiedenes der Dreizehn zu Grunde liegen, aber vielleicht hat man bei uns, nach meiner Ansicht, hauptsächlich an die Dreetehn, die Dreizehn (Tage) der heiligen Weihnachtszeit zu denken. Sie war eine hohe, festliche, weihevolle Zeit im deutschen Heidentum, und das gesamte deutsche Volkstum war einst heidnisch, wie es jetzt christlich ist, wenn wir auch dieses deutsche Heidentum nicht vergleichen dürfen mit dem Heidentum andrer Völker. Denn viel höher stand der deutsche Glaube. Er beruhte auf der Ver­ehrung der Erd- und Weltschöpfung und uer lebendigen Kräfte in ihr, die die göttliche Weltordnung nach dem Ratschluss der Nornen den Menschen zu teil werden liess. Da in christlicher Zeit alles für teuflisch,