Heft 
(1896) 5
Seite
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Die Dreifelderwirtschaft.

Der zusammenhängende leje Boden wurde in vier Felder geteilt und regelmässig beackert. Das war die Vierfelderwirtschaft. 1 )ie Frächte, die hier gebaut wurden, waren Weizen, Gerste, Wicken, Leinsamen und etwas Knollen. Die beigefügten Abbildungen zeigen die Verteilung. Abweichungen kamen hier, je nach den örtlichen Umständen, vor. Für unsre volkstümliche Betrachtung hat die Vierfelderwirtschaft weniger Bedeutung.

Die Gemeindefelderwirtschaft der Bauern gehört bei uns hier bereits der Geschichte an. Viele von denen, die erst der Zeit nach 1848 an­gehören und ausserdem nicht Landwirte von Beruf sind, haben die Vorstellung, dass bei derDreifelderwirtschaft der Acker ein Jahr bebaut wurde und dann zwei Jahre brach lag. So einfach, wie wir sahen, verhält sich die Sache nicht. Trotzdem nun wohl in den land­wirtschaftlichen Büchern jener Zeit diese Verhältnisse mit aller Sach­kenntnis sehr eingehend dargelegt sein werden, so liegt die rein land­wirtschaftliche Auffassung unsrem Zwecke doch fern. Deshalb schien es mir nicht unangebracht, eine kurze'Übersicht von der Dreifelderwirt-- Schaft eines märkischen Dorfes mit hohem und niedrigem Boden zu geben.

Bei der Beurteilung gewisser volkstümlicher Zustände in Deutsch­land ergiebt sich leicht die Notwendigkeit auf die Gemeinde-Felderwirt­schaft hinzu weisen, zumal wir wissen, dass sie auch in sehr alter Zeit schon bei den Deutschen üblich war. Der römische Geschichtschreiber und Volksforscher Tacitus, im ersten Jahrhundert nach Christus, sagt in seiner Beschreibung von Deutschland, wo er von der Landwirtschaft der Germanen spricht (Germania. XXVI):Agri pro numero cultorum ab universis in vice occupantur, quos mox inter se secundum dignationem partiuntur: facilitatem partien di camporuin spatia praebent. Arva per annos mutant et superest ager. Nec enim cum ubertate et amplitudine soli labores contendunt, ut pomaria conserant et prata separent et hortos rigent: sola terrae seges iinperatur. Diese Worte in Hinsicht auf unser Dorf Wittstock übersetzt, würden lauten:Der gesamte Acker wird abwechselnd von den Bauern in Besitz genommen und zwar im Verhältnis zu ihrer Anzahl. Dazu teilen sie ihn unter sich ein, je nach der Stellung, die sie so in der Gemeinde haben. Das Einteilen macht sich leicht, weil die Feldmarken weit ausgedehnt sind. Die Felder wechselt man jährlich (wegen der Fruchtfolge!) und lässt Brachland liegen. Aber sie nutzen den Boden, der ihnen in solcher Menge zur Verfügung steht, keineswegs sorgfältig aus. Da werden keine geregelten Obstpflanzungen

möglich, dass Jeren (mit langem e) vom slavischen gora, Berg, kommt (göre, Gören, Jeren = die Berge). In der Niederlausitz ist wendisch Gorki das deutsche Görigk und Gehren ein Dorf hei Luckau.