Heft 
(1896) 5
Seite
223
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Die Dreifelderwirtschaft.

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gemeinen Teil der Germania. In diesem Teile bespricht er Dinge, die für das gesamte Deutschland gelten. Es ist deshalb mit Sicherheit au- zunehmen, dass die Gemeinde-Felderwirtschaft über ganz Deutschland sich erstreckte, und dies um so mehr, als das Volkstum der Germanen, frei von Fremdentmn, gleich'mässig und vollkommen in seiner kräftigen Eigenart sich entwickelt hatte. Immerhin hat Tacitus, wie es auch im Wesen der Sache liegt, wohl sehr viel eingehender die Verhältnisse des damaligen Süd- und Westdeutschland kennen gelernt als die des öst­lichen Nörddeutschland. Dort im heutigen Süd- und Westdeutschland liegen die Verhältnisse etwas anders wie im norddeutschen Tieflande, aber die Unterschiede werden damals geringer gewesen sein als heute. Zum Teil ist die Landschaft auch bergig. Doch kann Tacitus nicht Bauernwirtschaften höher im Gebirge gemeint haben. Denn da liegen die Verhätnisse ganz anders. So besteht z. B. in Oberbayern, allerdings bei 2000 Fuss Höhe, wo ich es kennen lernte, der Ackergrund, von dem eine Anzahl Tagewerk Gschnoad, d. h. o am o di ge (einmadige) Wiesen ausgeschieden sind, aus Bergwiesen. Von diesen wird alle Jahr ein Teil umgepfliigt, besät und geegt. Dann ist das Landstück ein Jahr Acker und bleibt danach zwei Jahre als Wiese liegen, auf der das Vieh weidet, so lauge es nicht auf der Alm ist. Ebenso wenig wird die gemeinsame Felderwirtschaft bei einzelnen weit auseinander gelegenen Weilern gewesen sein. Es spricht aber das Vorhandensein der streng geregelten Gemeinde-Feldwirtschaft in jener vorgeschichtlichen Zeit für das allgemeine Vorhandensein von wohlgeordneten Dorfgemeinden, ohne dass wir dabei, wie heute fast immer, an zusammenhängende Gehöfte zu denken brauchen. Denn die alten Deutschen liebten es, ihre Gehöfte für sicii zu haben. Indessen mögen auch Unterschiede gewesen sein zwischen dem Osten und Westen. Hier und da sind in Norddeutsch­land für jene Vorzeit, und sogar für die Jahrhunderte vor Christus, doch etwas zusammenhängend gebaute Dörfer nachweisbar, mögen sie auch noch so kleinen Umfanges gewesen sein. So erwähne ich, auf Grund meiner eignen Nachforschungen, die germanischen Dörfer Müschen und Burg im Spreewald. Beide Namen gelten zwar als slaviscli. Müschen ist es sicher, von Burg, wendisch Borkowy, i. J. 1315 bei den Deutschen Borck, muss es zweifelhaft sein. Allein wendische Namen führen heute unzählige im Altertum germanische Ortschaften, eben aus der spätem, slavisclien Zeit, aus der Zeit des früheren Mittelalters her. Wie die einstöckigen Häuser in den Dörfern unsrer Zeit, so waren die Häuser der Germanen wenigstens teilweise Giebelhäuser mit hohem Dachboden (Speicher, Söller), auf dem das Getreide u. d. untergebracht werden konnte. Wir wissen deshalb genau, wie sie aussahen, weil mehre germanische Hausurnen aus vorchristlicher Zeit erhalten sind, die aus heidnischen Gräbern stammen. Dass man solche Häuser hatte so