Heft 
(1896) 5
Seite
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Die Dreifelderwirtschaft.

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persönliches Verdienst erst erworbene Stellung ergab grossem Besitz. So sind in der Mark noch unter Friedrich dem Grossen, wenigstens vereinzelt, grössere Lehnschulzengüter an verdiente Krieger zum Lohn für ihre Tapferkeit verliehen worden. DerSchulte war dann, in der Neuzeit, öfter der reichste Mann im Dorf und nahm gleichzeitig die erste Würdenstellung (dignationem) ein. Er war das Haupt der Gemeinde, wie ein Häuptling früherer Zeit.

Ausser ihrem Anteil an den Gemeindefeldern und ihrem beweglichen Vermögen hatten die germanischen Dorfbewohner aber auch unbeweg­liches. Dazu gehörte der Hof mit Grund und Boden, Feld oder Wiese um das Haus herum, der Obstanger und dergl. mehr. Aber sie werden ebenso noch ..Beiland. gehabt haben, wie die Wittstocker, einzelne Land­stücke, die nicht in den grossen Rahmen der gemeinsamen Felderwirt­schaft hineinpassten. Das Vermögen war ebenfalls, wenngleich weniger als heute, Schwankungen unterworfen. Denn unter den Germanen gab es grosseSpieler vorm Wodan. Es wird grade vom Tacitus ausdrücklich berichtet, dass solche in ihrer Leidenschaft für das Spiel,jeu, alles dransetzten, so zu sagen alles auf einen Wurf, und manche ihr ganzes Vermögen verspielten,verböten, wie heute der Kunstausdruck lautet. Sie gaben beim Spiel ihrEhrenwort, dass sie die Verluste nachher baar und richtig bezahlen würden.Ehrenwort, die wörtliche Ver­sicherung auf Treu und Glauben, übersetzt der Römer sehr zutreffend mit fides.Parole dhouneur sagen Neuere und stellen im papiernen Zeitalter einenEhrenschein aus. Denn es kommt auch in unserer Zeit hin und wieder vor, dass vornehme junge Leute, infolge schlechter Erziehung, dem schändlichen Spiel verfallen und oft dann ihr Hab und Gut, sich selbst und ihre Familien zu Grunde richten. Wenn sie auch nicht, wie die Germanen, sich als Leibeigne verkaufen, so gehen sie doch in die notgedrungene Knechtschaft nach Amerika. Die Sache ist gleich, nur die Form eine andere.

Zum Schluss bemerke ich, dass eine sehr klar geschriebene Über­setzung der Germania des Tacitus, der Beschreibung vom alten Deutsch­land und seiner Bewohner, von Max Oberbreier, im Verlage von Reclam, für 20 Pfennig käuflich zu haben ist.