Heft 
(1896) 5
Seite
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Wolborgen und der Wolborgbauer.

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Wolborgen und der Wolborgbauer.

llatt aus dem Kreise Teltow, zwischen Zossen und Trebbin. Von W. v. Schulenburg.

Upp WoIIborjen' den Önd ! vörrlia wurde Kriizkürmpel unn Dill vörr alle Porten* unn Dorwlih* jestreut und Krjizen jemockt anne Dören, det de Hexen nich sHln röa koamen* in de Ondstunn*, wenn de Scha ckeistann turüjje kämen vonn Blocksberch. Bei Stülpe 1 * * * * * 7 is da olle Jolmberch s , det soll sonn Berch jewest sinn. Unn et is währ, den Dach vörr WoIIborjen sieht man keene Krae uun keene Schackelsta so trecken, utnahmswiese de öre Nestere med Junge hebben. Den 10 Dach int Feld is Alles stille. De Kran unn Schackeistann sinn den Wollborchsdach uppn Blocksberch ängere seien: man bloss de Schackeistann unn kären de Hexen de Stiegen reene. Dadrumrae hebben sei den langen Schwanz. Denn sinn de Hexen futt noan Blocksberch mm däjizen de Nacht uppn Blocksberch. I)ä müten sei doch Quatäl 11 * * hebben. Wei müssten irnina de Kachelkrücke 14 unn de K ache l- micke 18 vastäken, süss setten sich de Hexen drupp un rieden med futt. Den ängern Dach müsste mann een Beddelmann koamen, der krach nüsch, oer jemand, der Kese 14 oa sowat köpen wollde. Den Dach hebben imma keene

1 Auf Wolborgen. W. ist der 1. Mai, im Kirchenkalender Walburga, so genannt

nach der heiligen Walburgis (Walburga) der römisch katholischen Kirche. Die deutsche

Wortendung für derartige Frauennamen ist a, so Notliburga, Keburga. Die jetzt

beliebte Endung ia, wie z. B. in Brandenburgia, ist nicht reines Deutsch und wird

unangenehm empfunden vom Gehör dessen, der den Unterschied zwischen Latein und

Deutsch heraushört. Sagt doch schon (1575) Fischart, einer der bedeutendsten deutschen

Geister, in seiner Geschichtklitterung:Was soll dann dise Latinische Tirannei mit vs

vndt Esels ja? Er empfand die Endung ia also auch als störend für das deutsche

Gehör. * Abend. Um dieses o zu sprechen, muss der Mund ganz weit aufgemacht

werden. * Pforten. Damit wurden und werden hier bezeichnet die kleinen Thüren,

die neben dem grossen Thor für Vieh und Wagen im Zaun oder in der Mauer des

Hofes, nach der Dorfstrasse zu, sich befinden; auch P ortendör e genannt, im Gegen­

satz zur Hingendö re, Thüre an der Hinterwand des Hauses.Kuh an de Hi ngendö re

hiess in den alten Häusern die Kuh, die im Kuhstall an dieser Ecke stand. 4 Thor­

weg ist die breite Doppelthüre für Wagen. 5 kommen, habe ich von ganz alten Leuten

fast wie quamen (kwamen) sprechen hören. 6 Abendstunden, auch genannt Schummer-

linge. 7 ein Dorf bei Luckenwalde. 8 Golmberg, einer der höchsten Berge derWTark Brandenburg. 9 da, d. h. im Dorfe oder da, wo man sie täglich sieht. 10 den ist hier

Fürwort, = diesen. n Quartal (Vierteljahr) heisst die Vierteljahrsfeier der Hand­werker. 15 * * die Ofenkrücke, dient dazu, um die Glut im Backofen hin und her zu stöten (stossen). 18 die Ofengabel, umdet Für npluckerne (aufzulockern); früher diente dieOfengabel auch andrem Zwecke. Micke heisst ein gabelig gewachsener Zweig. 14 hier der weiche, weisse Käse, anderwärts in der Mark genannt Quark