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Wolborgen und der Wolborgbauer.
/ Handelslüde jekoamen. Upp Wollborjen wurde nüsch verborjet unn ok nüsch verköfft. Wenn an Wollborjen det Veih in de Öndstun’n turüjje kämm unn wer “ denn uppn Krüzwech dörch de Äde '• käk, sah de Hexen manke Kö lopen. "
I Vörr Wollborjen sitt dä Bü're upp een’n Schämel, noa Wollborjen upp
zwee Schämele. Det is ’ne olle Rede. Sei seien ok: het Sitten zwee Bu're upp eenen Stu'l unn noa Wollborjen sitt ji'da BtPre alleene drupp. Noa Wollborjen is doch de Noth nich mehr so jrot, denn is doch wedder Hoff- nunge. Im Winta is Alles vertärt. Denn freut man sich, det der Somma anjeht. Deshalb,säd die Schwalle: „As ick futtjink, dä li't ick Hus unn Hof hier. As ick weddakamm, woa Alles vcrquiest unn verquast 17 .“
Von Mareien 18 bess Johanne, det hi't det Kuckucksvürteljoa. Denn is Alles knapp. De Knulln 19 sinn all 20 , det Brot is affpHet Jeld is all, det Veih is alles klappfich 91 . Nu sitt da Bu're upp een’n Schämel. Kommt äbba Wollborjen, denn wärrd ha wea flügge”. Denn jeht det Veih uppet Jras”, denn fangen de Köe bessa an tu melkene, denn wären 94 de Jänse flügge unn wurr’n vaköfft 93 , denn sinn se all 90 Wochener sechse old. Denn hädden sei ’n pär Klucken med junge Hühndere, denn jaflf et frisch Jeld 97 . Utjangs Mai wurr’n all de Schäpe jevv^scht, unn denn 98 wurden se geschärt. Denn jafF et wä'r Jeld. Denn säden se: „Nu werrden de Bu're all wedda lustich.“ Nanu rupt da Kuckuck unn da Bu're sitt wea upp zwee Schämele. Det is det Kuckucksvürteljähr unn da Wollborchsbu're.
Utjangs Mai kämen zwee Bu're tu Marcht noa Lucknwolle ”) med Wulle 30 . Det Jeschäft jink ju'd unn as sei färich wären, mockten 31 sei näd’n Kroch 39 . Nu sän sei, det de ängere Lüde alle Mossdreck 33 vörr sich hädden. tfenn sä'de der eene tun ängern: „Wat äten wei nu? Nä“, säd der ängere tu den Kröa unn wes med de Hand uppen Mossdreck hen: „Bringen Sei uns vörrn Dälda 34 sonnt.“
Feiadach wä nich upp Wollborjen, sei hebben alle jeärbeedet, äbba ji'da vörr sich, ok de kleene Lüde.. Denn sinn jrote Klumpe 33 ö'rall uppt Feld tu si'ne. Opp Wollborjen hädden de Ossen unn Päre Sunndach. Keen
(lausitz-serbisch twarok), der in seiner „kulturgeschichtlichen“ Bedeutung noch viel zu wenig gewürdigt ist. 15 volkstümlich, = wenn einer, wenn jemand. 16 Egge. 17 aufgebraucht; eigentlich: liederlich und zwecklos verbraucht. 18 Marien, 25. März. 15 Kartoffeln. 20 zu Ende, nichts mehr da, aufgebraucht. All hat im volkstümlichen Deutsch noch einen vollen Gegensinn, es heisst alles und nichts. 91 ohne Kraft, weil nicht mehr genügend genährt. 92 d. h. beweglich, dann wird er wieder lebendig (wie das Leben auf Bewegung beruht), kann wieder die Flügel heben, wird munter, froh. 93 d. h. auf die Weide. 94 waren. Jetzt ist die Gänsezucht hier eingegangen. Die Gänse kommen in Unmassen mit der Eisenbahn im Herbst aus Russland und Polen, werden von den Landleuten den Händlern ziemlich teuer abgekauft, dann fett gemacht und an die Städter verkauft, so dass der Verdienst der Landleute dabei nur gering ist. 93 sie wurden jung verkauft. 98 bereits, schon. 27 von Neuem Geld. 28 hochdeutsch dann. Volkstümlich ist denn noch zeitlich und ursächlich. 29 Stadt Luckenwalde. 30 Wolle. 31 machten = gingen. 39 Krug, = Schänke, Gastwirtschaft, Gasthof. 33 Mostrich (Senf). 34 Thaler = 3 Mark. 35 Klumpen, Haufen von Menschen überall, die