Wolborgen und der Wolborgbauer.
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Knecht hädd nich brukcn tu fiihrene 38 unn nich tu plö'ne, nüsch. Dä hebben se alle mti'ten jrä'n tu Lien 37 . Vörrha hebben se etwas jejro't unn den Dach wurde’t färicli jemockt. Se Süden ok: „Hüt hüdd det Veih alles Sunndach, hüt mü'ten de Knechte alle ärbeeden.“ Det Amt wä ok jeschloaten. Da Amtmann in Büthen 39 hüdde zwee Jüdere in Thüre 38 unn den siene 40 Arbeeds- lüde hebben ok nich tu Hu jeje'n.
Uppen hundertsten Dach int Jähr soll man Flass sän, denn friertet nich »X— In Jrot-Schultendörp 41 dä sinn se so von de Langsamen jewest, von die Schpäden. Dä hebben se früa upp Wollborjen Flass jesät, äbba ok hüt säen sei noch in Joasdörp 48 un ängere Dörpa Flass upp Wollborjen. Alle du'n se’t jä ok nich, Ubba den i'rschten Mai soll man doch det Flass säen, denn würrd’t am besten, so seien sei doch imma. Beit Liensän tut Hallewachta 43 krach ji'da Knecht ’n pär jekochte Eiere unn de Schälen wurden kleen jeschürt unn kämen manket Lien mank unn wurr’n denn med utjesä't. De Mäkens hebben ok Eire jekrä'n. Süss is et ok in Joasdörp unn ängere Dörpere Bruk, det sei tu Ostann fann de Ostaeire de Schäln upphäwen, die jlatt unn leicht vont Ei afjehen. Die werr’n denn upp Wollborjen manket Lien jemockt unn medjesä’t. Wie de Eiaschälen sich glatt afpellen, so jlatt Sälen de Schä'n afjehen vont Flass beit Schwingeln 44 .
Allein aus diesen Volksberichten über Wolborgen, wenn wir ausschliesslich an sie uns halten und von sonst Bekanntem absehen, dürfte hervorgehen, dass in alter Zeit eine Art Feier stattfand am 1. Mai und dass der fromme Sinn des Landvolks auch die Thiere feiern liess. Zur Ehre Gottes sollten auch sie teilhaben an der grossen Freude über das Grünen und Blühen, wie sie Geschöpfe waren der Erde, ebenso wie der Mensch. Es muss auch der 1. Mai seine besondere Bedeutung gehabt haben für den Flachsbau, sei es aus allgemeineren Gründen oder, wie wahrscheinlich ist, weil er einer Gottheit geweiht war, der zu Ehren der Tag gefeiert wurde. Diese Sitte muss uralt sein. Denn wenn der Flachs gewietet war, war es in Dörfern des Kreises Teltow Sitte, dass eine nackte Jungfrau dreimal um das Flachsfeld herum laufen musste und dabei ein noch erhaltenes heidnisches Gebet hersagte. Der Gottheit zu Ehren sollte sie in ihrer reinen Erscheinung die Weihe vollziehen, ohne menschliche Zuthat und Tand, nackt wie sie einst „das Licht der Welt“, d. h. die Welt, erblickte (wendisch-slavisch swetlo, das Licht und swet, die Welt). Denn das grosse Weltall war göttlich
arbeiten. 36 fahren. 37 zu Lein, richtiger: zu Leinsaat. 38 Dorf Beuthen. 38 Dorf Thtirow. 40 den seine, == seine. 41 Grossschulzendorf. 42 Gadsdorf. 43 = zu das Halle- warter. So heisst das Frühstück und auch das „Vesper“, der Imbiss des Nachmittags (in Oberbaiern am Inn, bei Brannenburg, genannt: Untern, z. B. „Gehts zum Untern“, ebenso „zum Drei-Brotessen“, und „zum Marienessen“. In der Rarnsau (vergl. mein Bauernhaus im Berchtesgadener Ländchen, Mitteilungen d. Wiener anthr. Ges. XXVI (XVI), 1896, 66, 67) ebenso Untern des Vor- und Nachmittags, schon gotisch (nach Schmeller) undaumimats, angelsächsisch undernmete). Man sagte; „Nu wird gehalle- wartert; nu will’n wei man hallewartern.“ 44 beim Schwingen, auf dem Schwingelblock.
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