Die Göttin Harke iin Kreise Teltow.
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Die Göttin Harke im Kreise Teltow in ihren
letzten Spuren.
Von W. v. Schulenburg.
Die nachfolgenden Mitteilungen gebe ich, wie ich sie während eines längeren wiederholten Aufenthalts in Teltow aus dem Munde von Leuten aus den betreffenden Ortschaften erfuhr während der Jahre 1894 und 1895.
Christinendorf. Zu Weihnachten sollte man den Wocken abgesponnen haben, sonst kam Frau Harke und beschmutzte den Wocken. Eine Frau steckte Pfefferkuchen in den Wocken und dann sagte man den Kindern: „Das hat Frau Harke für Euch reingesteckt.“ Es ist auch vorgekommen, dass Dienstmägde nicht den Wocken abgesponnen haben, damit sie auch Pfefferkuchen fänden. Bauer Schulze.
Märtensmühle. Zu Weihnachten kam die Frau Ilerksten. Die Mutter oder Wirtin that, wenn- die Töchter oder Magd zu „heelich Ohnd“ (heilig Abend) nicht abgesponnen hatten, Pfefferkuchen, Äpfel oder Nüsse in den Wocken. Wenn sie dann wieder anfingen zu spinnen, nach den D reete hn, dann fanden sie sie im Wocken. Die Dreetehn waren „vierzehn“ Tage. Grossmutter Weber.
Thyrow. „Heelich Ohnd“ mussten alle abgesponnen haben, denn bis dahin spannen sie für die „Herrschaft“ (die Wirtin, Bäurin). Von heelich Ohnd an, „in de Dreetehn“ (dreizehn Tage) haben nur die „kleenen Dienst- mäken“, von Jahren fünfzehn, sechszehn an, gesponnen, die noch nichts bis dahin für sich gesponnen hatten. Sie mussten spinnen, um was für sich zu haben, weil sie eben sonst keine Zeit hatten. Wenn aber die Dreetehn vorbei waren, dann ging es wieder für den Wirt loss. Nicht gesponnen haben in den Dreetehn die Wirtin (die Bäurin) und die „eejen Döchter“. Heelich Ohnd wurden von den Dienstmädchen die Wocken „afjetreckt“ (abgezogen). Wenn also die- Dienstmäken lieelig Ohnd, das, was noch für den Wirt war, nicht abgesponnen hatten, da hat dann die „Wirthinne“ den Wocken loss- gewickelt und ,Je dräu te Plumen“ (getrocknete Pflaumen) oder „Kodden drin- jemockt“ (hineingethan) und dann den Wocken wieder umgewickelt. Da sagten sie: „Die Frau Harke hed da wat drin ys K v>KUr“. Grossmutter Becker.
Kodd en heissen die kleinen runden herben alteinheimischen Birnen.
Stücken (östlich von Trebbin gelegen). Frau Hark e kommt „in de Dreetehn“. An heilig Abend musste, der Wocken abgesponnen sein, sonst machte die Harke Pferdedung hinein. Dieser Wocken war noch von dem Flachs, „das“ für die Herrschaft (Bäprin) gesponnen wurde von der Magd. Die Dienstmägde können in den Dreetehn für sich spinnen und nähen. Grossmutter Imme.
Gadsdorf. Wenn man zwischen’ Weihnachten und Neujahr auf dem Kuzel was stehen lässt, sagte man und sagt noch: „Lass nichts auf dem Küzel stehen, sonst kommt Frau Harfe und wohnt drin.“ — Wer zwischen Weihnachten und Neujahr Flachs am Wocken hat, „dem thut Frau Harfen einen Jungen in den Wocken“ (d. h. die Spinnerin wird ein Kind kriegen).
ffe