Heft 
(1896) 5
Seite
248
Einzelbild herunterladen

248

Kleine Mitteilungen.

Burg-Spreewald, dass, nach Herrn Lehrer Broddack, in dem wendischen EichowKunschauky oderKunschky genannt werden junge, noch mit Nadeln verseEene Zweige der Kiefer, die man zum Feueranmachen braucht, und deutsch dortKunschzacken, auch (nach Herrn AVerchosch) sonst bekannt sei, dass diese Zacken inFichtengegenden Kunschauky heissen.

AV. v. Schulenburg.

Weihnachtsgebäck und Verwandtes. Herr F. Kunze hat in der Nr. 51 des Sonntagsblatts des Nordhäuser CourierAus der Heimath vom 22 . December 1895, einer Zeitschrift von anerkannt kulturgeschichtlichem AVert, einen interessanten Aufsatz über AVcihnachtsgebück veröffentlicht, welcher mich in der Nr. 1 vom 5. Januar 1896 zu Bemerkungen veranlasst hat, die ich in etwas erweiterter und auf unsere engere Heimat bezogener Form nachstehend mitteile.

1. Stolle. Der Ausdruck AVeihnaehts- Stolle , Christ - Stolle ist auch in Berlin althergebracht. Es wird darunter allemal ein fettgebackenes, kuchenartiges, halbflaches, halbhohes, langgestrecktes Ding verstanden, im Gegensatz zuStulle, worunter man einen länglichen Abschnitt vom Tisch­brot oder Hausbrot versteht, ein Begriff, der zuButter-Stulle erweitert in der ganzen Mark Brandenburg eine grosse Rolle spielt, während man in anderen Teilen des nordöstlichen Deutschlands stetsButterbrot für Butter­stulle hört. Dass Stolle nur eine Nebenform von Stulle oder umgekehrt diese eine solche von jener ist, braucht nicht besonders aufgeführt zu werden. 1

Der AusdruckStolle scheint in den westlichen an Mecklenburg und Hannover angrenzenden Teilen sowie in der Altmark weniger üblich zu sein. Ein bedeutender Handel mit Christstollen nach Berlin wird besonders von Kottbus, Krossen a. O., namentlich aber von Dresden aus betrieben.

2. A V eck en. Der Ausdruck ist in der Alt- und Mittel-Mark im Mittel- alter verbreiteter gewesen, als jetzt. Herr Kunze erwähnt unter dem weihnachtlichen und überhaupt festlichen Backwerk auch die von ihm sogenanntenHeiden-Wecken. Er scheint sie als ein Überlebsel aus der heidnischen Vorzeit, als wirkliche vom christlichen Kultus übernommene Opferkuchen zu halten. Es ist dies nach meiner Überzeugung ein Irrtum, der daraus entstanden ist, dass man die plattdeutsche Bezeichnung falsch verhochdeutscht hat. Der plattdeutsche Ausdruck ist He et-AVec ken (nicht etwa Hed-AVecken) und Heet-Wecken ergiebt auf HochdeutschHeiss- AVecken. Diese Heiss-Wecken sind allerdings eine Besonderheit, weil man die gewöhnlichen AVecken, wie unsere Semmeln-und Milchbrötchen (sächsisch Bemmen; hamburgisch, mecklenburgisch und neuvorpommerisch Rund­stückchen), nicht heiss zu verzehren pflegt. Die Heiss-Wecken bilden nun für die heilige Zeit, die sich von AVeihnachten bis Fastnacht erstreckt, ein Ausnahme-Gericht, das insbesondere auf der Insel Rügen, in Neuvorpommern und in beiden Mecklenburg beliebt ist. Beispielsweise in Greifswald werden sie zwei Tage vor Fastnacht gebacken. Es sind flachrundliche Gebäcke von der Beschaffenheit der ungerüsteten (weichen) Zwiebacke oder Kuchensemmeln und von der Grösse eines Rundstückchens. Diese Wecken werden durch-