Bücherschau.
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gepfropft. Dann tritt an seine Stelle der grosse Papst- und Pfaffenfeind, Kaiser Friedrich II., an dessen Tod das Volk auch nicht glauben wollte, wie die mehrfachen Betrüger erweisen, die sich unter seiner Maske als falsche Friedrichs aufwarfen und grossen Anhang bis zu ihrer Entlarvung um sich sammelten. Vom Anfang des 14. Jahrhunderts an erscheint die allgemeine Sage von der Wiederkehr Kaiser Friedrichs II. in Verbindung mit dem Kyffhäuser. Nachmals werden beide Kaiser zu Einer Sagengestalt verschmolzen, so bei dem Schaffliausener Arzt Johann Adelphi in seiner Schrift „Wahrhafftige history von Kaiser Friedrich dem ersten seines Namens, mit einem langen rotten Bart, den die Walsen nenten Barbarossa“. (Landshut 1519).
In unsenn Jahrhundert, namentlich durch den Einfluss unserer romantischen Dichter, tritt in der Kyffhäuser Sage Kaiser Rotbart (seit 1870/71 im Gegensatz zu ihm unser Kaiser Wilhelm I. als Kaiser Weissbart) alleinherrschend auf, so dass der Denkmalsausschuss und der Künstler Recht gcthan haben, figürlich im Kyffhäuser - Denkmal den dem Volke übrigens auch viel näher als Kaiser Friedrich II. stehenden Kaiser Barbarossa zur Darstellung zu bringen. E. Friedei. 23. 6. 1896.
Geologische Ausflüge in die Umgegend von Berlin von Dr. Max Fiebelkorn. Mit 2 Karten und 40 Abbildungen. Berlin 1896. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung.
Der Verfasser betont in der Vorrede, dass er es während seiner Studienzeit schmerzlich empfunden habe, keinen geologischen Führer durch die Umgebung von Berlin zu besitzen. Diesem Übelstande hat er nun durch sein Buch abgeholfen. Vom Standpunkt der Heimatkunde begrüssen wir dieses Werk mit Freuden und empfehlen es unseren Mitgliedern auf das wärmste. Haben wir doch selbst auf unseren gemeinschaftlichen Ausflügen der Zusammensetzung und Entstehung unseres Bodens die grösste Aufmerksamkeit gewidmet. Ich erinnere nur an Rixdorf (II 95) und (IV 160) und an die Rauenschen Berge (II119). Und es steht zu hoffen, dass wir im Laufe der Zeit auch den weiteren im Buche beschriebenen Örtlichkeiten unseren Besuch machen werden, so vor allem Rüdersdorf, Buckow, Sperenberg und Glindow.
Für den oberflächlichen Beobachter bietet unsere Mark und speziell die . nähere Umgebung von Berlin wenig auffallende Unterschiede in den Bodenarten. Es tritt uns überall unverfestigtes Material, Sand, Thon und Lehm entgegen; die einzigen Örtlichkeiten mit festem Gestein sind Rüdersdorf und Sperenberg. Und doch besteht zwischen jenen so gleichartigen Sanden, Thonen und Lehmen ein durchgreifender Unterschied. Ein Teil derselben, die älteren, sind auf dem üblichen Wege durch Absatz im Meere entstanden, während ein anderer, die jüngeren, das Produkt der Vergletscherung der norddeutschen Tiefebene sind.
In der ersten Hälfte des Buches werden die älteren Schichtgesteine erledigt, Sperenberg und Rüdersdorf, sodann der Untergrund von Berlin, Rauen und Buckow. Alsdann folgt eine umfangreiche Darstellung der Inland- Eistheorie, und hieran schliessen sich die Besprechungen der Exkursionen