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9. (8. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
die erste, die nächste trifft man erst anderthalb Stunden vor Trebbin in Klein-Beuthen.
Über das südlich von der Beke gelegene, wohlhabende Bauerndorf Stahnsdorf, auf dessen Feldmark auch die bekannten Teltower Rübchen gebaut werden, ist nicht viel zu sagen. Es wird zuerst 1264 erwähnt, muss aber nach Ausweis der um den Mühlberg gefundenen altgermanischen Urnen, die zum Teil auf dem Machnower Schlosse aufbewahrt werden, bereits in Urzeiten besiedelt gewesen sein. Man unterschied ursprünglich ein Deutsch-St. und ein Wendisch-St. Um 1450 hatten die Herren von Hake den deutschen Teil vom Landesherrn, den wendischen vom Brandenburger Bischof zu Leben. Jetzt besitzen sie nur noch das Patronat über die Kirche.
Die Stahnsdorfer Kirche ist, wie viele mittelalterlichen Dorfkirchen der Mark, aus ziemlich sorgfältig behauenen Feldsteinen hergestellt und zeigt den in der Umgegend von Berlin üblichen Grundriss: dein Langhaus ist ein schmalerer Chor vorgelegt, der seinerseits durch eine halbrunde, mit alten Hohlziegeln gedeckte Apsis erweitert wird. Die flache Decke und die beiden hoch gelegenen, übrigens wohl auch schon erweiterten Fenster der Nordseite des Langhauses entsprechen durchaus den Vorstellungen, die wir uns von der ältesten Bauweise zu machen haben. Leider fehlt der breite Westturm, der durch einen hölzernen Aufbau ersetzt ist, und den man sicli zur Vervollständigung des normalen Typus nach dem Muster von Marienfelde oder Heinersdorf, also mit Satteldach zwischen Süd- und Nordgiebel, hinzudenken muss. Während ein rein romanisches Portal an der Nordseite vermauert ist, fühlt ein spitzbogiges Südportal in das an sich nicht sehr sehenswerte, völlig schmucklose Innere. Bemerkenswert ist ein auf dem Altar aufgestellter spätmittelalterlicher Schrein mit 5 Schnitzflguren. Ferner die messingne Taufschüssel, Nürnberger Arbeit des 1(5. oder 17. Jahrhunderts mit der beliebten Darstellung der beiden aus dem Heiligen Lande zurückkehrenden Kundschafter, welche die Traube tr agen. Links im Chor ist ein Epitaph ries kurfürstlichen Rates Otto v. Hake (f 1590) angebracht. Auch bemerkt man 5 von den Totenkränzen, mit denen viele märkische Dorfkirchen — beispielsweise die von Gross-Glienicke — reich ausstaffiert sind. Eine Inschrift an dem südlichen Sakristeianbau nennt Ernst Ludwig von Hake als denjenigen, der das verfallene Gotteshaus 1696 wieder herstellen liess. Derselbe kehrt auf den Bauinschriften an der Mühle und dem Friedhofsportale in Kl.-Machnow' wieder; er starb 1713 als Vice-Kommandant von Berlin.
Die erwähnte Mühle, sowie das Gasthaus davor, dessen Garten eine Anzahl starker Eichen aufzuweisen hat und einen hübschen Blick auf das Herrenhaus gestattet, gehören zu dem nördlich von der Beke sich ausdehnenden Rittergute Klein-Machnow. Vor dem 30jährigen