Heft 
(1896) 5
Seite
265
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9. (8.) ausserordentliche Versammlung des V. Vereinsjahres.

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Kriege, der es gleich Stahnsdorf gründlich ruinierte, war es ein Dorf und hatte mehr Bauern- als Ritterhufen. l-MX) erscheint hier zuerst die Familie v. Hake, welche drei Ctemshaken im Wappen führt und der noch heute das Gut gehört. Von den älteren Hakes ist einer der be­kanntesten Joachim, der sich 15B9 an der Spitze mehrerer Teltower Junker zur Reformation bekannte. Einem Hake wird von der Sage bekanntlich die Beraubung Tetzels in der Nähe des Hohen Golms zu- geschrieben. Mit dem Major Adam Friedrich v. Hake starb 174-1 die alte Linie aus, worauf die Flatower Linie in den Besitz des Gutes ge­langte. Leider fehlt es noch immer an einer urkundlichen Geschichte der Familie, obgleich dafür reiches Material vorhanden sein soll.

Auf dem Gut, dessen baulicher Zustand nicht den günstigsten Ein­druck macht, befindet sich ausser dem Vereinen nicht mehr zugänglichen, 1808 vollendeten Herrnhause ein Ueberrest des alten Schlosses. Der­selbe enthält wahrscheinlich einen mittelalterlichen Kern und giebt trotz einer durchgreifenden Umgestaltung im 18. Jahrhundert eine Vorstellung von den anspruchlosen Behausungen märkischer Junker früherer Zeiten. Die Gewölbe des zweigeschossigen, wenig umfangreichen Baues ruhen im Erdgeschoss auf einem Mittelpfeiler; davor steht ein Heckiger Treppen­turm, der an den ähnlichen in Königs-Wusterhausen erinnert. Jetzt werden die Räume z. T. als Speicher benützt und sind augenscheinlich dem Verfall preisgegeben. An der Nordseite des Hofes befindet sich das Hauptportal, zu dessen Schmuck militärische Ornamentstücke aus Sandstein verwendet sind : ein einen Gewölbebogen - Schlussstein bildendes Haupt der Minerva mit der Aegis, die Dorfsage sieht darin die Darstellung eines hartherzigen Schlossherrn, den Schlangen töteten, ferner oben rechts und links brennende Granaten, das Ganze mutmasslich aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts von einem der Berliner Festungswerke herrührend. An der Nordostecke des Gehöfts ist aussen in eine Stallmauer ein kalksteinernes Sühnekreuz eingelassen, das ehemals frei stand. Ausser einem »inkenntlich gewordenen Wappen zeigt es ein zweites, vertieft eingegrabenes Kreuz und bezieht sich nach der Ueber- lieferung auf ein Duell, in dem ein nicht näher bekannter Herr von Hake einen Schlabrendorf auf der Dorfstrasse erstach. Mit letzterem bringt man auch den Degen und die Sporen in Verbindung, die in der Kirche rechts vom Altäre zu sehen sind.

Dem Gute gegenüber erhebt sich auf einem malerisch vernach­lässigten Friedhofe, von alten Bäumen beschattet, die Klein- Machnower Kirche, eine Filiale der Stahnsdorfer. Sie ist ein an­sehnlicher spätgotischer Bau, allerdings von sehr einfachem Grundriss: westlich ein massiger, breiter Turm mit eigentümlichen runden Öffnungen, östlich das Langhaus ohne Chor unmittelbar polygon ge­schlossen, mit einem hübschen Formsteinfries geziert und von trefflichen