Heft 
(1896) 5
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8. (7. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

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Stemgewölben gedeckt. Die Kirche verdient in zweifacher Hinsicht Beachtung. Zunächst als eines der wenigen gottesdienstlichen Gebäude aus dem Jahrhundert der Reformation, also aus einer Zeit, wo mau im allgemeinen eher geneigt war, die Zahl der Gotteshäuser zu verringern, als noch neue dazu zu schaffen. Nach einer Inschrift auf der Orgel­empore wurde sie 1507 von Kaspar Jacke aus Potsdam vollendet. Diese späte Bauzeit erklärt auch den Umstand, dass wir es nicht mehr mit einer Feldsteinkirche zu thun halten, sondern dass sie vollständig aus Ziegeln errichtet ist. Denn bereits um 1470 wurde die Dahlemer Kirche in Backsteinmaterial umgestaltet und erweitert. Als reiner Ziegel­bau tritt uns dann die Wallfahrtskirche in Alt-Krüssow bei Pritzwalk entgegen, die 1520 geweiht ist; jedoch ist diese nicht mehr völlig zu den blossen Dorfkirchen zu rechnen. Der auffällige Unterschied in der Farbe der Ziegel, den das Aeussere der Machnower Kirche zeigt, hat übrigens zu der Sage Veranlassung gegeben, zwei Fräulein v. Hake, die gemeinschaftlichen Erbauerinnen, hätten durch die Wahl hellerer bezie­hungsweise dunklerer Steine jede ihren Anteil am Bau augenfällig kennzeichnen wollen. Auf die zahlreichen Erinnerungen an die Familie derer v. Hake, welche des Innere birgt, ging der Redner nicht ein. Er erwähnte von sonstigen Altertümern nur den Schnitzaltar, nicht etwa wegen seines besonderen Kunstwertes älteren märkischen Werken gegenüber ist er durchaus roh sondern weil er eine Probe des Berliner Kunsthandwerks ist; 1500 schnitzte und malte ihn Hans Zink­eisen aus Berlin.

Hinter der Kirche trennt sich der am Gut vorüberführeude Weg in zwei aus stattlichen Linden, Kastanien und Platanen bestehende Alleen. An ihnen liegen die wenigen Beamtenhäuser und baufälligen Tagelöhnerhütten; in ihrem Schatten findet man gar oft Maler mit dem Studium der herrlichen Baumgruppen beschäftigt. Die linke führt in ihrem weiteren Verlaufe nach Wannsee, die rechte geht durch hübschen Wald nach Zehlendorf. Jenseits eines freundlichen Sees, den sie auf zwei Seiten einschliessen, verbindet sie eine reizende Uferpromenade, deren Betreten nur mit Erlaulmiss des Försters gestattet ist. Wer von ihr aus den bewaldeten Abhang des Seeberges, eines ehemaligen Weinberges, hinaufsteigt, geniesst vom Rande des hohen Holzes die Aussicht auf ein ausgedehntes Waldgebiet und die Tiirme von Potsdam, Lichterfelde und Steglitz.

Nachdem die Gesellschaft durch diese Belehrung auf die Sehens­würdigkeiten vorbereitet war, wurde der Rundgang angetreten.

Im Innern der Kirche von Klein-Machnow übernahm Herr Lehrer Koch in dankenswerter Weise die Erklärung. Er berichtete von den vielen Sagen, welche über fast alle Gegenstände der Kirche wie über-