Heft 
(1896) 5
Seite
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8. (7. ausserordl.) Verhammlung des V. Vereinsjahres.

Von der Auffindung der beiden alten Tafeln im Jahre 186.1 und deren Wiedereinmauerung nebst einer neuen dritten Tafel ist in der Hauptstädtischen Lokalchronik nirgends etwas erwähnt, noch weniger waren die nach verschiedenen Richtungen hin zuverlässige Nachrichten bietenden Inschriften bekannt. Der Fall lehrt, wie not­wendig eine amtliche Stelle ist, die solche Thatsachen zu registrieren und dauernd für die Geschichtsschreibung nutzbar zu machen hat.

In der Inschrift von 1861 ist von dem Ankauf dreier den Bauten hinderlicherBudenhäuser die Rede und diese Budenhäuser sehen Sie auf den beiden hier vorliegenden Photographie» von circa 186:?, M. M. Xr. 2145 46.

* 9. Ein Ed. Gärtnersches Bild der Spittelkirche zu Berlin.

Das Märkische Museum hat Gelegenheit gehabt, eine zuverlässige Farbenskizze der ehemaligen Berliner Gertraudten-Kirche oder, wie, sie nach dem damit verbunden gewesenen Hospital gewöhnlich genannt wurdeSpittelkirche aus der Zeit vor dem letzten, 1833 erfolgten Umbau zu erwerben. Das Bild ist von dem bekannten Berliner Maler Eduard Gärtner gemalt und zwar auf Bestellung eines Berliner Kauf­manns, der in seinem familiengeschichtlichen Interesse den Kramladen verewigt sehen wollte, in welchem seine Mutter einst allerlei Hausgerät verkauft hatte.

Eduard Gärtner, der als Architekturmaler zu einer Berühmtheit gelangt ist, war ein Berliner Kind, 1801 geboren, zuerst in der Königlichen Porzellanfabrik, daun in Paris für die Kunst vorgebildet und von 1821 an durch den Anschluss an Gropius weiter entwickelt. Er starb nach einer auch für die Erhaltung von Alt-Berliner Ansichten sehr frucht­bare» Thätigkeit im Jahre 1877.

Was dieSpittelkirche anbetrift't, so ist bekannt, dass sie 1405 als eine den vier Heiligen, Matthäus, Bartholomäus, Elisabeth und Gertrudis, geweihte Kapelle gebaut wurde. Der Kürze halber hat man sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt, nur den letzteren Namen mit der Kapelle in Verbindung zu bringen und damit zugleich den Namen der aus Alt-Kölln zu ihr führenden Strasse und Brücke. Bezüglich des auf dieser Brücke gegenwärtig errichteten Standbildes der Heiligen Gertrud glaube ich bei dieser Gelegenheit der Erklärung des dem be­schauenden Publikum unverständlichen und zu Missdeutungen Anlass gebenden Beiwerks anführen zu müssen, dass die Heilige Gertrud, 626 als Tochter Pipins von Landen geboren und 659 als Aebtissin zu Nivelles gestorben, in dem Rufe stand, dass sie durch ihr Gebet die den Saat­feldern schädlichen Mäuse vertrieben habe und dass sie deshalb immer in der Gesellschaft dieser Nager dargestellt wird. Bilder der im gotischen Stil, jedoch ohne besondere Kunstformen erbauten Kapelle sind auf ein­zelnen Stadtplänen, z. B. dem perspektivischen Sclmltzschen von 1688