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Kleine Mitteilungen.
es nicht, genoss eines grossen Rufes als „Kräuter- und kluge Frau.“ Man sagte, die Alte versteht es, denn sie hat ein „Buch“. Mancherlei uneigennützig erwiesene Gefälligkeiten erwarben mir das Vertrauen der alten Frau in dem Grade, dass ich es wagen konnte, mit dem Gegenstand meiner Neugier herauszurücken und um leihweise Ueberlassung des „Buches“ zu bitten Langsam und zögernd kam sie meinem Verlangen nach. Nie werde ich den zugleich furchtsamen und misstrauischen Blick vergessen, als sie mir das köstliche Objekt überreichte. Meine kühnsten Erwartungen waren über- troffbn. In meinen Händen hielt ich einen absonderlich illustrierten Schmöker, dem-.zur Vollständigkeit nur Anfang und Ende fehlte. So bin ich auch leide? : nicht in der Lage, den Verfasser, Drucker, Druckort und Jahreszahl anzugeben. Nach dem Format, Papier und Druck ist das Werk ungefähr nach 1750 bis ev. 70 gedruckt worden. Als ich von dem Inhalt des vorhandenen Restes Kenntnis genommen hatte, bedauerte ich tief, dass Anfang und Ende verloren gegangen, denn ich fand schon in dem Rest Mittel gegen alle möglichen und unmöglichen Krankheiten; was für herrliche Rezepte müssen erst in den verlorenen Teilen gestanden haben. Kurz heraus, es war ein Kräuterbuch und zwar ein richtiges. Da konnte man schauen, dass das gewöhnlichste, miserabelste und unnützlichste Unkraut gegen mindestens siebenerlei Krankheiten half. Man musste nur zur richtigen Tagesund Jahreszeit pflücken. Zum besseren Verständnis war jeder Pflanze eine Abbildung derselben, das heisst ein sparriges und sperriges Ding, welches eher einem schlecht gebundenen Besen denn einer von unserem Herrgott' erschaffenen Pflanze ähnlich sah, beigedruckt. Hoch befriedigt gab ich den Schatz der aufatmenden Eigentümerin zurück, die ihn eilig wieder verbarg. Wahrscheinlich hatte sie geglaubt, ich würde das Zauberbuch einfach behalten. Ein Zauberbuch, richtiger Talisman, war es auch wirklich, denn die gute Alte konnte weder lesen noch schreiben, weder gedruckte noch geschriebene Schrift entziffern, was mir genau bekannt war. Es war also lediglich der Besitz des „Buches“, denn aus den Abbildungen wäre der grösste Botaniker nicht klug geworden, der ihr die Macht verlieh, die gutem von den schlechten Kräutern zu unterscheiden und wunderbare Kuren zu thun. Aus diesem Gesichtswinkel musste auch die Klientel der alten Dame die Sache ansehen, denn allen Hülfesuchenden war bekannt, dass Mutter G. zwar ein „Buch“ besass, sonst aber totale Analphabetin war Wenn sie inzwischen nicht gestorben ist, mag sie wohl noch jetzt jenseits des grossen Wassers, wo der Aberglaube wie in der Heimath weiter blüht, ihre dortigen Landsleute als erfahrene wendische Kräuterfrau weiter kurieren.
H. Maurer.
Brannibor und Sgorzelica. Ein Beitrag zur Geschichte des Namens 'der Stadt Brandenburg. Von Otto Tschirch.
Es ist schwer, gegen eingealterte Volksirrtümer zu kämpfen. Man mag noch so oft gegen sie mit dem schweren Geschütz wissenschaftlicher Gründe feuern, sie bleiben doch unausrottbar und verjüngen sich wie die Köpfe der Hydra. Solch ein Irrtum scheint in Bezug auf den Namen der alten Kurstadt Brandenburg sich zäh halten zu wollen; wenigstens begegnet