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Kleine Mitteilungen.
bekräftigen Von ihm aber entlehnte sie Gottschling in seiner Beschreibung Brandenburgs (1729) und führte sie so in die eigentliche märkische Litteratur ein, in der sie seitdem lange geherrscht hat. —
Die zweite Annahme, die den Namen Brandenburg durch Übersetzung aus dem ältern einheimischen Namen Sgorzclice entstehen lässt, ist ebenso haltlos.
Wie schon erwähnt, wissen unsere ältesten Quellen durchaus nichts von einem zweiten wendischen Namen der Stadt, und nur der deutsche wird immer wieder genannt. Der Name Sgorzelice begegnet uns erst in einer polnischen Chronik, die in der vorliegenden Form wohl nicht einmal dem 13., sondern erst dem 14. Jahrhundert angehört. Diese Chronik geht gewöhnlich unter dem Namen Boguphals II., Bischofs von Posen, der um 1253 starb, ist aber jedenfalls zunächst fortgesetzt und umgearbeitet von dem Domherrn Baczko in Gnesen, der am Ende des 13. Jahrhunderts schrieb und bald darauf starb. Diese Chronik hat noch später, also im 14. Jahrhundert von einer gelehrten Hand verschiedene Einschaltungen mit fabelhaften Genealogien im Geschmack jener Zeit erhalten. Dieser Überarbeiter hat die krankhafte Neigung, alle auch unzweifelhaft deutschen Ortsnamen aus der polnischen Sprache zu erklären, um die ehemals weite Ausdehnung des polnischen Reiches nach Westen zu beweisen. Wie er erzählt, dass der Bauer Piast und seine Nachkommen, die Piasten bis über die Elbe nach Westen geherrscht hätten, so leitet er Meydborg d. h. Magdeburg aus der slavischen Urform Miedzyborzye, Bremen aus dem Polnischen, Lüneburg vom slavischen luna=Feuersehein ab. Bardewik, Schleswig, muss im zweiten Teil die sla- vische Wurzel wies = Dorf enthalten und der erste Teil von Schleswig soll von sledz polnisch = Häring kommen. Auch Mecklenburg (deutsch = Grosse Burg) kann sich der polonisierenden Erklärung nicht entziehen. Inmitten dieser Fabeleien ist von dem Lande Brandenburg die Rede. Der Chronist nennt es „Sgorzelcia, welches jetzt Brandenburg genannt wird“, (Monumenta Poloniae Histor. ed. Bielowski II, 480.) und an anderen Stellen nennt er den Markgrafen von Branden bürg auch von Sgorzelicz (marchio de Brandeborg alias de Sgorzelicz pg. 586 und pg. 593 marchio Brandeburgensis sive de Sgorzelicz). So wenig nun auf die übrigen törichten Konjekturen des Chronisten etwas zu geben ist, so ist auch an unserer Stelle mehr als wahrscheinlich, dass der polnische Verfasser Brandenburg mit Hilfe des polnischen Wortes gorz, Brand, lediglich übersetzt hat, der zu allen Zeiten bewiesenen Neigung der Polen folgend, die deutschen Orte zu polonisieren. Wäre der Ausdruck Sgorzelitca in der wendischen Bevölkerung neben oder gar statt Brandenburg üblich gewesen, so stände zu erwarten, dass diese Namensform namentlich zur Zeit der wiederhergestellten Slavenherrschaft 983—1150 irgend wann in Chroniken oder Urkunden begegnete, was keineswegs der Fall ist.
Es ist somit kein Grund vorhanden, an die slavische Herkunft des Namens Brandenburg zu glauben oder dem Namen eine ältere slavische Form zu substituieren, vielmehr ist die merkwürdige Thatsache festzustellen, dass mitten im Slavenlande, durch Jahrhunderte wendischer Herrschaft hindurch, der urdeutsche Name Brandenburg sich aus der Germanenzeit her erhalten hat. Mit vollem Rechte' darf man annehmen, dass hier schon in