11. (2. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
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Neue Garten gehört, 1786 bis 1700 von Gontanl und Langhaus gebaut, der Garten aber im englischen Stil von Eiserbeck zwischen 1786 und 1794 angelegt wurde.
Am 1. November d. .1. photographierte Herr Maurer in meinerund und des Ihnen allen von dem Brandenburgia-Ausflug nach der Pfauen- insel am 10. Juni d. J. erinnerlichen freundlichen Herrn Oberhofgärtners Reuter’s Gegenwart die grosse Silberlinde, welche nahe dem von Friedrich Wilhelm II. angelegten Schlösschen auf dem Eilande steht, jedoch trotz ihres ungemein kräftigen Wuchses, welcher aus der hiermit vorgelegten Photographie deutlich erhellt, dennoch nicht viel über lOJJahr alt ist. Typischer als bei dieser sogen. Verkeilrtlinde kann man die Ausbildung, die umgekehrt flaschenförmige Verbildung des Stammes sich kaum denken. Der zurückgebliebene Mutterstamm ist auch hier die klein blätterig»* Winterlinde. Nach Herrn Reuter ist es der einzige derartige Baum auf dem Kaninchen werder, den der König Friedrich Wilhelm II. Pfaueninsel umtaufte. Derartige Pfropfungsversuche sind nur noch bis etwa in die ersten Jahre unseres Jahrhunderts fortgesetzt worden und seitdem unterlassen, weil man aus Holland schnellwüchsige und grossblätterige Linden beziehen konnte, welche das Pfropfen und die damit immerhin verbundene Missbildung des Unterstammes entbehrlich bezw. venneidlich machen. Seitdem stehen dort also auch die fälschlich sogenannten Verkehrt-Linden sozusagen auf dem Aussterbe-Etat.
Bemerkenswert ist an diesem merkwürdigen Lindenbaum, dass ein Ast sich auf die Erde senkt, dort Wurzel getrieben und aus diesem einen mit dem Mutterstamm in Verbindung stehenden neuen jungen Lindenbaum, der auch schon ganz ansehnlich ist, hervorgebracht hat. Herr Reuter teilte mir mit, dass man auf diese Weise die Linden aus umgebogenen Zweigen nicht selten gärtnerisch vermehre. Damit nähert man sich schon etwas den eigentlichen Verkehrtbäumen insofern, als hier die Spitzen des Zweiges sich der Erde nähern und aus ihnen sich selbständige Bäume entwickeln. Es ist aber klar, dass, da diese natürliche Ableger mit dem Mutterstamm in organischer Verbindung bleiben, hiervon einer Umkehr der biologischen Verhältnisse, dass die Spitze Wurzel und die Wurzel Krone werde, doch gar keine Rede sein kann,; auch fasst die eigentliche weiche Spitze nicht Wurzel, sondern nur die mehr zurückliegenden holzigen Teile des Zweiges.
Ein ähnliches Verhältnis haben wir auf der Pfaueninsel nicht weit von dieser Linde auf dem grossen Rasenplatz am 10. Juni d. J. an der grossen Rottanne oder Fichte (Picea excelsa [Lmk.] Lk.) gesehen, deren photographische Aufnahme wir am selbigen Tage bewirkten. Sie sehen den wiederholt vom Blitzschlag allgesplitterten pfahlartigen Stamm. Verschiedene grosse Aeste haben sich von ihm niedergebogen, Wurzel gefasst und wahren stattlichen jungen Fichten das Dasein geschenkt,