Heft 
(1896) 5
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11. (2. öffentl.) Verhammhmg des V. Vereinsjahres.

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welcher in etwa 2 m Höhe den Baum umgiebt und oben eine rinnenförmige Vertiefung hat. Beides, Wulst und Kinne, hat zweifellos Menschenhand durch langjährige Einwirkung auf den Stamm der Eiche erzeugt.

<*) Eine ebenfalls vielhundertjährige Eiche, eine Ruine, der Stamm von den gefrässigen Larven des Eichenbock-Käfers (Cerambyx heros L.) seltsam ringförmig und schuppig durch­löchert.

d. Die prächtige Zirbelkiefer oder Arve (Pinus cembra L.) ein Solitärbaum von gebietender Pracht, wie er in den höheren Waldregionen der Alpen nicht schöner sein kann. Er trägt Zapfen mit reifen Samen auf der Pfaueninsel und dürfte etwa hundertjährig sein.

e) Ich lege ferner Zweige, Nadelblätter und Zapfen der Sumpfcypresse (Taxodium distichum) vor, deshalb inter­essant, weil dieser Baum, der, wie bekannt*), den Hauptbestandteil der fossilen (tertiäreu) Braunkohlenwälder von Gross- Räschen, Kreis Calau, bildet, bisher in dem Rufe stand, dass er, eigentlich in subtropischen Landschaften zu Hause, in unserem Klima und in unserer Gegend keine Blüten und Früchte mehr hervorbiinge und nur kümmerlich, jedenfalls unvollkommen, d. h. ohne zu fruktifizieren, fortkomme. Alle Bemühungen nach hiesigen Zapfen der Sumpfcypresse bei namhaften Dendrologen, wie Freund Bolle u. a. waren dies­bezüglich bislang ohne Erfolg, bis der Zufall mir einen prächtigen Sumpfcypressenbaum, der voller Zapfen sass, die anscheinend reife Samen enthalten, vor die Augen führte. Es war bei der Gelegenheit, als ich am 25. Oktober v. -T. auf die sogen. Ver­kehrt-Linden im Neuen Garten zu Potsdam fahndete. Es ragten nahe der einen Verkehrtlindengruppe beim sog. Roten Hause Gegenstände dicht an dem Wasser des Heiligen Sees im Ufersaum heraus, die ich aus der Entfernung für un­ordentlich hingeworfene gelbe Mauersteine hielt. Herantretend gewahrte ich, dass es die merkwürdigen tafelförmigen Luft­wurzeln der genannten Cypresse waren. Die Zapfen erinnern in Form und Grösse an die unserer südeuropäischen gemeinen Cypresse (Cupressus sempervirens). Mir erscheint diese Thatsache bei dem ca. 100jährigen Baum nicht ohne Interesse, zumal er vollkommen ungeschützt am Wasserrande die rauhesten Winterstürme und eine Minustemperatur bis zu 25° R. ertragen hat, ohne zu leiden. Man darf also aus den miocänen Sumpf-

*) Vgl. meine > .gaben im Monatsblatt III. S. 212 flg. u. 271 flg.