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Land und Leute von Lebus
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begebenheiten, welche sich in der Geschichte der Erdrinde abgespielt haben.
Das Land Lebus teilt nun freilich seine Geschichte, sowohl die menschliche als die geologische, mit der gesamten Norddeutschen Tiefebene. Trotzdem aber werden sich einige Züge auftinden lassen, welche nach beiden Richtungen hin diesem Abschnitt seine besonderen Eigentümlichkeiten verleihen.
Wie so mancher Strich in Preussen, so hat auch dieses Stück märkischer Erde seine strategische Weihe erhalten. Hier war es, wo Friedrich der Grosse in den bitteren Jahren 1758 und 59 seine Armee zusammenzog. Hier im Schutze der Oder und der steilen Abhänge des Le- buser Plateaus führte er dieFlankenmärsehe aus, durchweiche er, wenn auch nicht jedesmal den Sieg, so doch die Rettung seiner Hauptstadt erzielte. Nach der Schlacht von Kunersdorf ging er quer über die Lebuser Hochfläche zurück und bezog bei Fürstenwalde ein verschanztes Lager, weil er annehmen musste, der Feind werde einen Stoss gegen Berlin unternehmen.
Diese Situationen des siebenjährigen Krieges waren allein durch die Beschaffenheit des Geländes an dieser Stelle gegeben.
Von ähnlicher Bedeutung war das Oderdefile mehrere Jahrhunderte früher schon einmal gewesen. Es war dies in den Kämpfen der Aska- nier mit den schlesischen Piasten. Um diese Zeit tritt uns zum ersten Mal ein Ortsname entgegen. Es ist das magnum castrum Lubus im Jahre 1109. Lebus war damals Sitz der Bischöfe und des Domkapitels. Während der Kämpfe nun sahen sich die geistlichen Herren genötigt, ihren Sitz zeitweise auf das andere Oderufer nach Göritz zu verlegen.
Die schlesischen Piasten hatten die Kulturarbeit schon begonnen. Sie wurde nun von Westen her durch die Askanier noch energischer in Angriff genommen. Die Kolonisation führte zur Mischling des deutschen und des wendischen Stammes und schuf den heutigen Menschenschlag.
Die Charakterzüge dieser Rasse hier am Höhenrande von Lebus hat „unser“ Dichter Theodor Fontane in seinem Romane „Vor dem Sturm“ geschildert. Damals 1812 bildete Friedrich der Grosse das unerschöpfliche Thema für die Unterhaltungen der Bauern, und heute Prinz Friedrich Karl. ln seinen „Wanderungen“ giebt der Dichter indessen auch ein Stück Wirklichkeit. Er schildert hier einige Glieder der Familie von der Marwitz, die auf dem Höhenrande von Seelow grossgeworden waren und die an Charakter und an Vaterlandsliebe keinem nachsteheu. Da ist der Huburtusburg-Marwitz, wie Fontane ihn nennt, „der Ungnade wählte, wo Gehorsam nicht Ehre brachte“ und dann jener Friedrich August Ludwig von der Marwitz, zu dem König Friedrich Wilhelm III. die Worte sagte: „Immer nach Grundsätzen gehandelt haben“. Diese Familie hat in 150 Jahren mehrere hundert Offiziere,