von Dr. Eduard Zache.
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Der Rand erhebt sich einige sechzig Meter über den Meeresspiegel, und da, das Oderthal etwa 10 Meter Meereshöhe besitzt, so beherrscht ein Blick von liier oben das Oderbruch in seinem ganzen Umfange. Hier an diesem westlichen Höhenrande, sagt Fontane, war es, dass der grosse König über die goldenen Felder hinblickend, die Worte sprach: „Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert“. Da fast alljährlich das Hochwasser bei Lebns und Brieskow den Rand unterspült, so entstehen hier Abstürze, welche es erlauben, einen Einblick in die Zusammensetzung des Bodens zu tliun. Die kahlen, senkrechten Wände bestehen aus Lehm. Dieser Lehm bildet auch die Ackerkrume der Felder in dem ganzen Strich neben der Oder. Hier liegen die stattlichsten Dörfer der Hochfläche; wie die Perlen auf einer Schnur reihen sie sich auf der grossen Chaussee zwischen Seelow und Frankfurt aneinander. Fs sind die alten wendischen Ortschaften, die schon anfangs aufgezählt worden sind; aus den Fischern sind Bauern geworden. Der Grundsteuerreinertrag beträgt z. B. in Dolgelin 21,15 M., in Libbenichen 19,19 M., in Friedersdorf 21,93 M. und in Karzig 25,07 M. Auch nach dem Innern zu erhält sich dieser Stand des Bodens. Den besten Aufschluss gewährt eine Rinne, welche vom Hohen Jesarschen See aus über Schönfliess und Wüst Kunersdorf zum Oderthal führt. Die Böschung dieser Rinne besteht durchweg aus Lehm.
Holien Jesar hat noch einen Grimdsteuerreinertrag von 18,41 M. ln den südöstlichen Zipfel hinein macht sich ganz allmählich wieder eine "Verschlechterung des Bodens geltend. Bei Cliestow beträgt der Grundsteuerreinertrag noch 15,37 M. und bei Boosen nur noch 10,79 M. Auch der Wald fehlt auf diesem fruchtbaren Streiten gänzlich und erst bei Boosen stellt er sich wieder ein.
Damit wäre nun eine weitere Gruppe von Beziehungen erörtert worden, nämlich die Abhängigkeit der Bodenbenutzung, also die Verteilung von Wald und Feld, von der Gliederung der Landschaft und der .Bodenzusammen.setzung. Es bleibt nun noch übrig, die Herausbildung dieser beiden wichtigen Faktoren zu erklären, d. h. eine Darstellung der Geologie dieses Abschnittes zu geben.
Zwei Gesteinsarten sind es, welche sich an der Bodenbildung beteiligen: der Lehm und der Sand. Beide sind die Ueberbleibsel des Inlandeises, welches in der Diluvialzeit die Norddeutsche Tiefebene bedeckte. Der Lehm, der Geschiebelehm der Geologen, ist die Moräne derselben, d. h. die Scluittmasse, welche der Gletscher auf seinem Wege in sich hineingearbeitet hatte und die er beim Abschmelzen zurückliess. Neben dem Thon und Sand sind es vor allem die grossen und kleinen Steine, die Findlinge, die ihn charakterisieren. Die Geologen haben sie Geschiebe genannt, weil sie auf ihrer Oberfläche deutlich die Spuren