Heft 
(1896) 5
Seite
309
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Kleine Mitteilungen.

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liere Bibliotheken grössere Massen fliegender Blätter älterer Zeit besitzen, aus der neueren Zeit aber fast gar nichts aufzmveisen haben. In den Händen der niederen Klassen, in welchen man fast allein noch das hier­her gehörige Flugblatt der neueren Zeit finden kann, erhält es sich aber bei deren Sorglosigkeit nicht sehr lange. So kommt schon gegen­wärtig nur weniges aus den Zeiten Napoleons (I.) vor.*)

Kleine Mitteilungen.

Die Berliner MittwochsgesellschaftFreunde der Aufklärung. Es sei liier auf einen für die Geschichte Berlins nicht unwichtigen Aufsatz aufmerksam gemacht, der an einer Stelle abgedruckt ist, die den Freunden der Heimatkunde unserer Provinz ohne diesen Hinweis verborgen bleiben möchte.

In der in diesem Jahre erschienenen Festschrift zur fünfzigjährigen Doktorjubelfeier des Berliner Germanisten Karl Weinhold, zu der sich 11 Ge­lehrte vereinigt haben (Strassburg, Karl J. Trübner), behandelt Heinrich Meisner S. 43 ff. jene geheimnisvolle Vereinigung derFreunde der Auf­klärung, die 1783 gegründet wurde und 1798 mit dem Erscheinen des Ediktes gegen die' geheimen Gesellschaften einging. Als ihr Gründer darf wohl der Arzt und Historiker J. C. W. Moelisen angesehen werden. Ihr Se­kretär war Biester. Zu ihren Mitgliedern zählten Joh Jacob Engel, Moses Mendelssohn, Fr. Nicolai, der Jurist Svarez und andere Männer, die die Litteratur- und Kulturgeschichte als Führer der Berliner Aufklärung nennt.

Meisner, der in einem, im Besitz der Königlichen Bibliothek befindlichen Kon­volut Möhsenscher Schriften neues Material zur Kenntnis der Gesellschaft fand, teilt a. a O. die Ergebnisse seiner Prüfung der Papiere mit, nachdem er kurz alle Stellen angeführt hat, an denen bisher über die Vereinigung ge­handelt wurde. So wird denn das Geheimnis, das bisher noch über ihr ge­schwebt hat, gelüftet. Meisner ist in der Lage sämtliche Tlieilnehmer zu nennen und vermag auch über die Vereinsthätigkeit, den Verlauf der Sitzun­gen, den Verkehr der Mitglieder mit einander u. s w. Auskunft zu geben. Auch über die Statuten berichtet er. Zu ihnen gehört die seltsame, aber für die Zeit bezeichnende Bestimmung, dass Exzellenzen nicht aufgenommen werden dürften. Ferner musste strenge Verschwiegenheit über alles in der Gesellschaft Vorgetragene beobachtet werden, was dann den Anlass zu aller­lei Verdächtigungen ihrer Bestrebungen gab, von denen sich selbst ein Mann wie der bekannte Arzt und Philosoph J. G. Zimmermann nicht ausschloss. Die höchste Zahl der Mitglieder war auf 24 festgesetzt. Der Zweck der Ver­einigung ist schon in ihrem Namen ausgesprochen: Aufklärung und Wissen wollte sie in die Kreise des Volkes tragen. Was sie that, um dieses Ziel zu erreichen, war freilich, wie Meisner ausführt, nicht erheblich und die Grün­dung einer Lesegesellschaft blieb ihr einziger praktischer Erfolg. Im

*) S. in No. 11, S. 343 Klaus und das Lied von Napoleon,dem Schustergesellen. 11