Heft 
(1896) 5
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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereins­jahres«

Mittwoch, den 9. Dezember 1896, abends 7 1 2 Uhr,

im grossen Sitzungssaale des Brandenburgischen Ständehauses, Matthäikirchstrasse 20/21

Der Vorsitzende Herr Stadtrat Ernst Friedei trug folgendes vor: 1. Amtsgerichtsrat Franz Kuchenbuch, der Senior der brandenburgischen Altertums- und Heimats-Forschung ist am 27. No­vember d. J. in der Stadt Müncheberg, deren Ehrenbürger er war, im 85. Lebensjahre verstorben. Geboren während der Beschiessung Erfurts durch die Franzosen am 4. September 1812 im säkularisierten Neuwerks-Kloster daselbst, wo sein Vater Rentmeister war, besuchte er die Gymnasien zu Erfurt und Heiligenstadt und studierte in Halle, Bonn und Berlin die Rechte. Als besoldeter Assessor kam er nach Fürsten­berg a. 0., wo er sich verheiratete, und von da 1850 als Kreisrichter nacli Müncheberg. Er sammelte Altertümer bei Freienwalde und Wriezen, namentlich alter auf dem Töpferberg bei Belzig. Mit Herrn Apotheker Hermann Arendts zusammen, seinem treuen Freunde und Studien­genossen, kam er auf die Idee, 1865 in Müncheberg einen eigenen Verein für Heimatkunde zu begründen, dessen I. Vorsitzender er bis zu seinem Lebensende geblieben ist. Zu den ältesten derartigen Vereinen unserer Provinz gehörig, veranstaltete dieser Verein im Jahre 1880 auf der in Verbindung mit der XI. Allgemeinen Versammlung der deutschen Anthro­pologischen Gesellschaft zu Berlin vom 5. bis 21. August 1880 ins Werk gesetzten grossartigen Ausstellung prähistorischer und anthropologischer Funde Deutschlands, eine für ein so kleines Gebiet, innerhalb des von unserm II. Schriftwart Dr. Zache in unserer letzten Sitzung so anschau­lich geschilderten Ländchens Lebus, überraschend reichhaltige und wert­volle Sonderausstellung, deren sachverständige Beschreibung im Katalog S. 105 flg. wir unserm Kuchenbuch verdanken. Dieser hervorragende Kenner unserer Heimat hat im Dienste der Erforschung derselben Jahr­zehnte verwendet. Das alte Sprüchwortfortes fortuna adjuvat hat sich hier glänzend bewährt. Ungemein zahlreiche Funde von der Stein­zeit ab bis in das Mittelalter haben den wissenschaftlichen Eifer der Müncheberger Forscher reichlich belohnt und zieren die dortige Vereins­sammlung sowie die Privatsammlungen der genannten Herren Arendts und Kuchenbuch. Weltberühmt ist aus der Vereinssammlung die der

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