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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
zeigte speziell Berlin zn Anfang dieses Jahrhunderts verschiedene Gruppen und Nüancierungeu des Gebrauchs. Die vielfach den Ton angehenden französischen Refugiös z. B. feierten das Fest lange Zeit gar nicht in der Weise, wie es sonst üblich war, der gewöhnliche deutsche Bürger aber stehend mit Kiene oder Pyramide, wofür in feineren Kreisen anderer Blumenschmuck eintrat, da man das Volkstümliche damals vielfach für „ordinär“ hielt.“
Da mein verehrter Lehrer Wilhelm Schwartz jene Gelegenheit leider bisher nicht ergriffen hat und die Angelegenheit für uns Berliner und Märker doch wichtig genug ist, erlaube ich mir auf die Anführungen, Schleiermachers, Tieck’s und auch E. T. A. Hoffmann’s näher einzugehen.
Zunächst Ludwig Tieck, 1773 als Sohn eines Seilermeisters (oder Tischlers) zu Berlin geboren, lässt in seiner Novelle, „Weihnachts-Abend“, Gesammelte Novellen. 2. Bdcheu. Breslau 1835, S. 8 flg. Medling, einen geborenen Berliner, den Weihnachtsmarkt Spree-Athens in der Zeit von 1780 ausführlich beschreiben. Weihnachtskronen, Weihnachtsbäume und Weihnachtspyramiden werden dabei nicht erwähnt. Wären sie auf dem Berliner Weihnachtsmarkt sehr verbreitet gewesen, so hätte-der Erzähler sie gewiss aufgeführt.
S. 14 flg. lässt Tieck den Erzähler an dem heiligen Abend vor Weihnachten im Jahre 1791 zu Berlin an der Ecke des Sclilossplatzes und der Breitenstrasse folgendes Gespräch vortragen:
„Ach! wie hell! rief die Kleine plötzlich. Was ist Dir? fragte die Mutter. — Da unten in dem grossen Hause, sagte das Kind, zünden sie schon den Weihnachten an.“
Jeder moderne Schriftsteller würde zweifellos hier schreiben: „den Weihnachtsbaum“. Wenn dies 1791 nicht geschieht, so ist es ein Beweis, dass der Weihnachtsbaum damals unserm Tieck noch nicht geläufig war. In der That erzählt auch das Kind S. 43 hinsichtlich derselben Christbescheerung „von den grossen Pyramiden mit den vielen, vielen Lichtern.“ Also mehrere Pyramiden und keine Konzentration der Weihnachtsfeier wie heut auf Eine Pyramide oder Einen Weihnachtsbaum. Da das Kind allein steht und aus einer verarmten Familie ist, so giebt es in letzterer allerdings nur eine kleine Pyramide für die paar Wachslichterchen. S. 63. Vom Weihnachtsmarkt wird S. 66 noch erwähnt, dass Jungen „Pyramiden, Waldteufel kauft!“ ausriefen, S. 66, und ifih habe bereits in meinem Aufsatz „Wie kam der Weihnachtsbaum in unser ' Haus?“ Bär 1886 S. 143 unter Nr. VHI erwähnt, dass auf einem alten Kupfer etwa von 1770—1780 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt auch eine aufgehängte verkäufliche Pyramide zu bemerken ist.
Auch in „Tlantla quathapatli, Chronik von Berlin“ 9. Bd.