Heft 
(1896) 5
Seite
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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

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1790 S. 46 wird der Weihnachtsmarkt daselbst ausführlich beschrieben, aber weder Pyramide noch Weihnachtsbaum erwähnt.

Schleiermacher lernte Märkischen und Berliner Brauch erst spat kennen. Geb. 21. Nov. 1768 zu Breslau, studierte er in Halle, war 1796 Ilülfsprediger in Landsberg a. W., 1796 an der Charite in Berlin, 1802 llotprediger in Stolpe, 1804 bis 1807 Professor in Halle, dann in Berlin, seit 1809 Prediger an der Dreifaltigkeitskirche bis zu seinem Tode am 12. Februar 1834. Er schrieb alsoDie Weihnachtsfeier in Halle, wo sie auch 1806 erschien. Sie beweist hiernach für Berlin überhaupt Nichts. Der Zug eines platten Rationalismus, der aber unserm Schleier­macher, da sich mehrere Personen von verschiedenen Standpunkten über Weihnachten unterhalten, nicht zur Last zu legen, aber für die Zeit und deshalb auch für die damalige Weihnachtsfeier charakteristisch ist, geht durch das Gespräch. 87 S. 88Nun gar die spielende Andacht mit dem Christkindlein, und die Anbetung des Heiligenscheins, den sie ihm selbst gemacht hat, ist das nicht der unverkennbarste Keim des Aberglaubens? Ist es nicht der haare Götzendienst? S. 78 flg. wird die Beschee- rung geschildert; vom Weihnachtsbaum, von Pyramiden und dergl. ist keine Rede.

In der wunderlichen Erzählungen- und Märchen-Sammlung E. T. A. HoffmannsDie Serapions-Brüder I. Band, Berlin 1819 wird in dem MärchenNussknacker und Mausekönig in einem beson- dern AbschnittDer Weihnachtsabend behandelt. S. 473 heisst es Der grosse Tannenbaum in der Mitte trug viele goldene und silberne Äpfel, und wie Knospen und Blüten keimten Zuckermau dein und bunte Bonbons und was es sonst noch für schönes Naschwerk giebt, aus allen Ästen. Als das schönste an dem Wunderbauin musste aber wohl ge­rühmt werden, dass in seinen dunkeln Zweigen hundert kleine Lichter wie Sternlein funkelten und er selbst in sich hinein und herausleuchtend die Kinder freundlich einlud seine Blüten und Früchte zu pflücken.

So würde man heut den Weihnachtsbaum nicht schildern, er muss damals wirklich noch ein Wunder bäum, etwas Rares gewesen sein. Für Berlin, das nicht genannt wird, beweist die Stelle direkt nichts. Hoff- mann, 1776 zu Königsberg i. O. geboren, hat allerdings am Schluss des Jahrhunderts in Berlin gearbeitet, kam aber 1800 von hier fort und erst 1816 wieder als Rat an das Kammergericht zu Berlin, woselbst er 1822 starb. Es ist also möglich, dass ihm in jener mit dem 1. Bd. der Serapionsbrüder 1819 veröffentlichten Weihnachtsfeier eine Häuslichkeit in Berlin vorschwebte.

Auffallend ist es, dass so eifrigen Sammlern wie Mannhardt, Schwartz, Tille etc. ein Gedicht von Fr. Wilhelm August Schmidt- Werneuchen:Der heilige Abend vor Weihnachten entgangen ist, das wir bei seiner Bedeutsamkeit für unsere engste Heimat hier wiedergeben.

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