Heft 
(1896) 5
Seite
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12. (8. flffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

Gott sei Dank, dass wir von einer Verallgemeinerung dieser vor­nehmen amaranthenen Weihnachten verschont gehliehen sind. Übrigens hat Friedrich Schleiennacher seihst sich bald genug bekehrt; wie mir nämlich vor einigen Tagen seine Stiefenkelin, die verwittwete Frau Prediger N. Palmie hierselhst mitteilte, weiss diese von ihrer i. .1. 1805 geborenen Mutter, dass diese in früher Kindheit, etwa um 1813 das Christfest bei Schleiennacher mit einem Weichnachtshaum feierte.

Hinsichtlich der Christinette teilte mir Frau Palmie mit, dass die­selbe noch in den zwanziger Jahren hier von Schleiennacher in der Dreifaltigkeitskirche auf die dort hergebrachte Art in der Morgenfrühe des 1. Feiertags abgehalten wurde und dass die Schuljugend dazu brennende Lichter in die Kirche mitbrachte.

Das Schwergewicht zwischen Christvesper am Heiligabend und Christmette am 1. Feiertag hat bei uns sehr geschwankt. Sehen wir darauf unsere beliebtesten evangelischen Weihnachtslieder an.

Das ewge Licht geht da herein,

Giebt der Welt einen neuen Schein;

Es leucht wohl mitten in der Nacht Und uns des Lichtes Kinder macht.

Vesperlied von Luther.

Dies ist die Nacht, da mir erschienen Des grossen Gottes Freundlichkeit;

Das Kind, dem alle Engel dienen,

Bringt Licht in meine Dunkelheit,

Und dieses Welt- und Himmelslicht Weicht hunderttausend Sonnen nicht.

Vesperlied von C. F. Nachtenhöfer, f 1685.

Dagegen:

Dies ist der Tag den Gott gemacht,

Rein werd in aller Welt gedacht.

Frühmettenlied, Chr. F. Geliert, + 1769.

Der heilge Christ ist kommen,

Der süsse Gottessohn . . .

Das Licht ist aufgegangen,

Die lange Nacht ist hin.

Frühmettenlied, E. M. Arndt, f 1860.

Brich an, du schönes Morgenlicht . . .

Hier in der Krippe liegt ein Kind Mit lächelnder Geberde:

Wir grüssen dich, du Sternenheld,

Willkommen, Heiland aller Welt,

Willkommen auf der Erde.

Frühmettenlied, M. v. Schenkendorf, f 1817.