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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
auf dem Berliner Weihnachtsmarkt gegen 300 Stück edle Nordmanns- Tannen (Abies Nordmanniana) gesellen — wohl heimlich erworbenes Gut. Auch Abies Douglasii kommt dann und wann hier als seltener Weihnachtsbaum vor, wie ich auch einige Male als solchen die seit 1707 in Europa eingeführte nordamerikanische Weymouthskiefer, Pinus Strobus, habe feilbieten sehen.
Seit etwa 15 Jahren tauchen in Berlin auch lebende d. h. bewurzelte Tannenbäume in Kübeln oder Töpfen (meist Fichten) zur Christzeit auf. Natürlich können, es nur kleine Exemplare sind, aber sie dienen ganz gut zur Dekoration von Tafeln und werden gern in Speisehäusern und Wirtshäusern wegen ihrer Haltbarkeit verwendet. Diese ist natürlich grösser als bei den abgehauenen C’hristbäumen, die leicht entnadeln. Indessen eignet sich die Grossstadtluft nicht für Nadelhölzer und so sieht man denn tausende von solchen Miniatur-Weihnachtsbäumen bestaubt in der dicken Strassenatmosphäre jämmerlich hinquienen. In Paris sind die hauptsächlich für Deutsche künstlich gezogenen kleinen Weihnachtsbäume allemal bewurzelt, klägliche Parodien auf unsern heimischen Christbaum.
Wenn Tille S. 267 sagt, die Pyramide trete geschichtlich zuerst in Berlin auf und Tieck habe sie 1805 in die deutsche Litteratur eingeführt, so ist das Vorrecht nunmehr wohl Schmidt von Werneuchen zuzuerkennen. Vielleicht findet sich aber noch eine frühere Erwähnung und möchte ich zu diesbezüglichen Nachforschungen anregen. Das Wort Pyramide kommt bekanntlich nicht von nio } Feuer, her, sondern erscheint koptischen Ursprungs mit arabischer Ummodelung.*) Im Berliner Volksmund ist das Wort zu Perchemite, Perchamide, Perchtemite u. s. w. ver- misquemt. Die Pyramide kommt übrigens auch in Sachsen vor, weicht jedoch allmählich vor dem Weihnachtsbaum zurück, ihre Sondergeschichte aber muss noch geschrieben werden.
Tille S. 278 giebt seinem sonst so verdienstlichen Werk folgenden sonderbaren und unbefriedigenden Schluss:
„Von dem. schlichten blühenden Zweig der deutschen Winteranfangsnacht ist wenig mehr geblieben als der Name. Aus der indogermanischen Heimat der Deutschen mitgebracht und dann vom Christentum in Dienst genommen, hat er selbst ein Stück Volkstum, die christliche Episode des deutschen Stammes überdauert und ist auf dem Siegeszug deutscher Arbeitskraft über den Erdball in alle Lande getragen worden. Trotz aller äusseren Versuche, ihn einer fremden Tendenz dienstbar zu machen,
*) Altägyptisch piramue. Uebrigens hat hei den Hellenen eine entsprechend geformte Kuchenart den Namen 7rep«,ul?. Die Brüder Grimm, die überhaupt über den Weihnachtsbaum nicht viel bringen, schweigen sich im Wörterbuch über Pyramide im weihnachtlichen Sinne aus. Bearbeitetet ist allerdings der Buchstabe P von M. v. Leier in Würzburg.