Heft 
(1896) 5
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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

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ersten 4 Jahrhunderte nach Christus Glocken nicht in Gebrauch gewesen, wenn auch vom Heil. Antonius um 314 berichtet wird, dass er ein Glöck- lein bei sich führte, um in der Einöde denen, die ihn besuchen wollten, seinen Aufenthalt durch Klingeln anzugeben. Erst zu Anfang des 5. Jahr­hunderts kam der Bischof Paulinus zu Nola in Caippanien auf den Gedanken, mit weithin tönendem Erzklang die Gemeinde zum Gottesdienst zu rufen, bezw. das Gebet zu begleiten. Wie er grade auf die eigentümliche Glockenform kam, erzählt die Sage: Als er in fried­licher Abendstille auf einer Wiese ging, bat der fromme Bischof den Herrn um ein Zeichen, dass er bei ihm weile. Alsbald vernahm er von allen Seiten ein leises Klingen uud beim Umschauen sah er die blauen Glocken­blumen sich hi)i und her neigen, so dass ihm war, als klingelten die Blumen und gaben ihm damit das erwünschte göttliche Zeichen. Zum Andenken daran liess er eine grosse Glockenblume aus Erz giessen, die er im Dom anbrachte und jedesmal zum Gebet anschlagen liess.

Die Neuerung verbreitete sich zunächst in einigen Klöstern; 200 Jahre später, im Jahre 605, erhob aber Pabst Sabianus die inzwischen zweck­mässiger geformten Glocken zum äusseren Zubehör der christlichen Kirche und von da an wurden sie allgemeiner.

ln unserer Mark, wo das Christentum erst in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts festen Fuss fasste, kann selbstverständlich auch erst zu dieser Zeit von Glocken die Rede sein. Aber wir haben unter den wohl mehr als 4000 märkischen Glocken noch keine aus dem 12., auch keine aus dem 13. Jahrhundert datierte gefunden. Aus dem 14. Jahr­hundert sind nur etwa 6 zu datieren, von denen die älteste mit dem Jahr 1329 in Gramzow in der Uckermark.

Dagegen sind eine Anzahl Glocken vorhanden, deren Legenden und Zeichen auf ein hohes Alter schliessen lassen, so dass sie unbestritten in das 13. Jahrhundert geschätzt werden können. Zu diesen gehören namentlich die von Tempelhof bei Berlin mit der Inschrift:

und die von Sternebeck Kreis Oberbarnim:

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Eie zuverlässige Deutung dieser Inschriften ist bisher noch nicht gelungen. Auch eine Anzahl vermutlich sehr alter Glockenjsind noch vor-