12. (3. öffentl. i Versammlung des V. Vereins]ahres.
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Als Friedrich Wilhelm eben den väterlichen Thron bestieg und in noch recht bescheidenen Verhältnissen zu Königsberg i. Pr. residierte, da warsein Berater der gelehrte Erasmus Seidel, dem deshalb auch die Sorge um die Erhaltung und Mehrung jener Sammlungen oblag. Jeder Zuwachs wurde dazumal als ein kleines Ereigniss freudig begrüsst. Und um einen seltenen King, den ein klevischer Edelmann als Geschenk anbot, und uin einen kunstvollen Becher entstand 1641 und 1642 eine Korrespondenz zwischen dein Spender, einem Johan Franz von Hecking, dem Kurfürsten und dem Rat Seidel in Berlin. Der Brief an den letztem lautet:
„Hochgelehrter Rat und lieber Getreuer.*) Wir sind von Joh. Franz von Hecking in Unterthänigkeit berichtet worden, dass er Euch Effigiem Imperatoris Ottonis in einem Onyxstein sehr künstlich ausgearbeitet und in einem goldenen Ring versetzet deswegen zugestellt und mitgegeben habe, dass Ihr Uns dasselbige seinetwegen unterthänigst präsentieren solltet. Indessen werdet Ihr Euch selbst gethanen unterthst. Bericht noch zu erinnern wissen, dass Ihr auch sonst einen Becher für Uns empfangen. Wann wir dann gern wissen möchten, ob Ihr sothane Stücke noch bei Euch in Verwahrung habt, als wollt Ihr Uns deswegen Bericht thun, und . . . besagten Ring mit des Imp. Ottonis Bildniss samt dem Becher bis zu unserer ferneren Verordnung in gutem Gewahrsam bei Euch behalten.“
Darauf berichtete Seidel aus Berlin: er habe allerdings Ring und Becher durch Vermittlung des Kaufmanns Joachim Detert, der von Kleve hierher gereist sei, empfangen. Wenn er das noch nicht gemeldet, so habe er so lange damit warten wollen, bis er weitere Antiquitäten aus Kleve erhalten. Er werde dem Kurfürsten alsdann erst ein Gesamtverzeichnis senden — was auch in der Folge geschah . . . Zur Erläutrung habe ich hier nur hinzuzufügen, dass die niederrheinischen Länder des Kurfürsten, zumal das Herzogtum Kleve, eine Art „Kornkammer“ für das Berliner Kunst- und Raritätenkabinet Friedrich Wilhelms damals waren.
In einem andern bemerkenswerten Falle stand der Fürst sogar mit dem Jesuitenkollegium in Antwerpen im Briefverkehr. Und das kam so. Er hatte im Hause seines Schwiegervaters, des Prinzen von Oranien, im Haag, einst zwei Blumenstücke des berühmten Antwerpener Malers Seghers, der zugleich Jesuitenpater war, bewundert. Er wollte auch ein Werk von Seghers besitzen und verhandelte deshalb mit den Patres, denen er mancherlei Versprechungen machte: Dies liest man ausführlich in einer alten Chronik, den „Annales Antwerpienses“ des Jesuiten Papebroch, die zuerst 1847 ediert wurden. Der verstorbene Oberfinanzrat Sotzmann in Berlin hat zuerst darauf aufmerksam gemacht:
*) Bei den Schriftstücken ist die heutige Rechtschreibung gewählt