12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
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nur einzelne Proben geben ... Da lebte in Paris als Gesandter der Herr von Span heim, der den Kurfürsten am Hofe Ludwigs XIV vertrat; er wohnte Rue du ßac Faubourg St. Germain. Im Jahre 1687 hatte er den Auftrag, den Kauf einer Sammlung von kostbaren Münzen, die ein Mr. Patin in Berlin anbot, zu realisieren. Aus dem Kauf ist aber nichts geworden . . . Eine zweite Persönlichkeit war der kurfürstliche Rat und Agent in Amsterdam: Mathias Dogen. Er war 1605 zu Dramburg in der Neumark geboren und starb 1672 in Berlin. Von Haus aus Ingenieur, war er Verfasser eines s. Zt. berühmten Werkes über den modernen Festungsbau, und nach Nikolai wurden seine Ideen bei der Befestigung von Berlin befolgt. Seine Berichte aus Amsterdam enthalten manchen wertvollen Hinweis auf damalige Kunstverhältnisse. Unterm Datum des 3. Dez. 1652 z. B. schreibt er an den Kurfürsten: „. . • Der Wirt im Herrenlogement sagt mir, nachdem die Bagage schon weg war, dass bei ihm noch Gemälde vorhanden, sollten seiner Meinung nach von Haarlem oder Leyden geschickt sein, werden vielleicht von dem Maler Vroom zu Haarlem sein, so ich vorlängst all bezahlt habe, und werden nun bis auf weitere Order und Gelegenheit allhier verbleiben müssen. Wegen der kleinen, zu Kleve gelieferten Schilderei von Joachim Uy ttewael habe ich auch Eurer Kurfl.Durchl.Order zum Belege von nöten; weil dieselbe mit 800 Rthlrn. all bezahlt habe . . . Täglich kommen mich bei dieser kümmerlichen Zeit allhier Maurer und Zimmerleute anlaufen, und fragen ob sie nicht bei Eurer Kurfl. Durchl. könnten Werk haben, sollten wohl auf ihre Kosten die Reise annehmen, wenn ich sie nur vertrösten könnte, dass man ihnen Werk und Dienst geben würde, welches ich aber ohne expresse Order nicht unterfangen will . . .“
Die letzte Äusserung ist deshalb so wichtig, weil dadurch ein für allemal die Legende zerstört wird, als [habe der Kurfürst um fremde Techniker gleichsam gebettelt. Während umgekehrt im Ausland das Vertrauen auf die Kapitalkräftigkeit des Kurfürsten schon im Jahre 1652, vier Jahre nach dem 30jährigen Kriege, so gross war, dass selbst in der reichsten Handelsstadt Hollands die Handwerksleute gern den Weg nach dem märkischen Osten, auf ihre eigenen Kosten zurücklegten . . . Um dieselbe Zeit beauftragte der Fürst Dogen, er möchte dort, zusammen mit dem Architekten Jakob van Kämpen — übrigens einem der bedeutendsten Baukünstler der Zeit — die Ausführung und den Druck eines Kupferwerkes, in welchem ein vom Kurfürsten in Kleve veranstalteter Festzug bildlich dargestellt war, beaufsichtigen. Dem Architekten van Kämpen sollte er sodann 200 Tlilr. für ein geschnitztes Schachspiel, das er von ihm gekauft, auszahlen. —
Ausser den kurfl. Räten im Ausland, oder auch Residenten ge nannt, lernen wir dort noch den gewöhnlichen Agenten oder Faktor kennen. Schon Kurfürst Georg Wilhelm besoldete (seit 1636) in
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