Heft 
(1896) 5
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12. (3. flffentl.) Versammlung de« V. Vereinsjahres.

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Mahrenholtz klingt fast ausweichend. In der Regel waren es in letzter Stunde Geldschwierigkeiten, die sich der Bethätigung seiner Kunst­neigungen hindernd in den Weg stellten.

Schliesslich möchte ich einiger fürstlicher Personen gedenken, deren Beziehungen und freundschaftliche Gesinnung für Friedrich Wilhelm es ihnen nahe legten, dem Kurfürsten sei es durch Informationen und Ratschläge, sei es durch Geschenke von Kunstwerken oder Raritäten ge­fällig zu sein. Andererseits wandte er sich auch selbst gelegentlich an einen fürstlichen Standesgenossen. Als im Jahre 1682 zu London der reiche Nachlass des berühmten englischen Hofmalers Sir Peter Lely versteigert werden sollte und er seinen eigenen Hofmaler Fromantiou dorthin sandte, um auf dieser Kunstauktion mitzubieten, da gab er diesem ein Empfehlungsschreiben an den Prinzen Robert von England mit. Der Kurfürst bittet darin für seinen Abgesandten um Schutz und event. um Unterstützung von Seiten des Prinzen.

Ganz ohne Frage müssen wir in den Mittelpunkt dieser hohen Gesellschaft von Kunstfreunden den Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen, den bewährten Statthalter Frd. Wilhelms zu Kleve, stellen. Da ich selbst aber vor einiger Zeit eine Reihe von Studien über diesen merkwürdigen Mann, der, vor seinem Dienstverhältnis in unserm Lande mehrere Jahre lang Gouverneur in Brasilien für eine holländische Handelsgesellschaft gewesen war, schon veröffentlicht habe, so brauche ich hier nur ganz allgemein zu wiederholen, dass er dauernd im Briefverkehr mit dem Kurfürsten stand und dass durch seine Empfehlung oder Vermittlung die Mehrzahl der Kunstkräfte holländi­scher Herkunft in unsere Mark gekommen ist. Das ist wohl ein Verdienst, das demBrasilianer, wie er häufig kurzweg genannt wurde, bei uns nicht hoch genug angeschlagen werden kann . . .

Nun zu einer andern, nicht viel weniger merkwürdigen Persönlich­keit, über die bis jetzt wohl noch gar nichts mit Bezug auf Kunst bekannt wurde: nämlich zu einem gewissen Franz Karl, Prinzen von Sachsen-Lauenburg. Sein Vater war Franz n. von Sachsen-Lauen­burg, seine Mutter eine Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfen- büttel. Aus der sehr kinderreichen Ehe beider ging jener Franz Karl (geb. 1594) hervor. Er erhielt seine Erziehung im Fürstenkollegium zu Tübingen, also fern von dem Hause seines Vaters, wo die Verhältnisse weder ökonomisch noch selbst moralisch die besten waren. Und er war auch später gezwungen, im fremden Fürstendienste sich eine Stellung und ein Vermögen zu schaffen, was in damaligen Kriegszeiten für einen Haudegen seiner Art wohl möglich war. Er vermählte sich in rascher Folge drei Mal: zuerst mit Agnes von Brandenburg, einer pommerschen Herzogswittwe, die, obwohl weit älter als er, damals den Ruf einer Schönheit besass. Sie starb schon nach einem Jahre. Und Franz

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