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12. (3. öffentl.) Versammlung des V. Veremfljahres,
Dankbarkeit spüren zn lassen. Indessen zweifeln Wir nicht, Er werde bei der guten Neigung continuiren. U. s. w.“ Da hier nur der Wortlaut des Konceptes gegeben ist, so lässt sich wohl annehmen, dass der Schreiber, dem der Brief offenbar in die Feder diktiert wurde, bei der Kopie statt der 3. Person der Anrede, die 2. Person wählen durfte . . .
Alle die bisher genannten Korrespondenten Friedr. Wilhelms — und ich habe ihre Reihe noch nicht erschöpft — mögen, indem sie der Kunstneigung des Gr. Kurfürsten so nachdrücklicbst Rechnung trugen, teils nur ihre Pflicht als Beamte erfüllt, teils aber auf irgend einen Beweis der Dankbarkeit des hohen Herrn gerechnet haben. Vielleicht hat auch der eine oder andere in diesen Dingen ganz selbstlos gehandelt; es soll das nicht geleugnet werden . . . Bei einem bürgerlichen Manne aber darf diese Selbstlosigkeit wohl hervorgehoben werden, einem gewissen Christian Polemann, der in weiter Feme, auf der holländischen Insel Java, zu Batavia lebte. Welcher Nation dieser Mann von Haus aus angehörte und vor allem welcher Art die Veranlassung zu seinem überseeischen Briefverkehr mit dem Kurfürsten von Brandenburg gewesen ist — darüber habe ich leider nirgends Aufschluss finden können.
Genug, Pole mann, der als Offizier im Dienste der Holländisch- Ostindischen Gesellschaft stand und später vom Lieutenant zum Major avanzierte, schickte fortgesetzt von Batavia nach Berlin, durch Vermittelung des Hauptkontors jener Gesellschaft in Amsterdam, zwar nicht eigentliche Kunstgegenstände, vielmehr mancherlei Raritäten, exotische Kunst- und Naturprodukte, wie Waffen, Geräte, Flechtwerke, Vögel, Mineralien, Muscheln, also besonders ethnologisch und naturwissenschaftlich höchst interessante Sammlungen aus Java und Ostasien. Diese Korrespondenz im Geh. Staatsarchiv beginnt mit dem Datum: Batavia, 15. Nov. 1670; sie enthält auch einige sowohl an Polemann, wie auch an die Direktoren, die „bewindhebbers“ der Ostindischen Gesellschaft gerichtete Dankschreiben Frd. Wilhelms, der einmal seiner Freude über die Geschenke und seinem Dank durch ein Fass Rheinwein besondern Ausdruck verlieh. Aber als der edle Trinkstoff — zugleich ein Grass von den Ufern des Stromes, der deutsche und niederländische Erde bespült — endlich in Batavia anlangte, war der wackere Polemann nicht mehr am Leben. Seine dortigen Erben sandten dem Kurfürsten die Trauerbotschaft zugleich mit einer letzten Sammlung überseeischer Produkte . . .
Damit schliesst diese Episode, die so hübsch und rührend für uns ist, weil sie zeigt, wie damals sogar Ausländer im fernen Erdteile die Neigung des Gr. Kurfürsten für Kunstwerke und Raritäten kannten und zu würdigen wussten, viel besser wohl, als heutzutage mancher geborene Märker und Preusse. Hieran knüpfe ich zum Schluss, gewiss