Heft 
(1896) 5
Seite
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12. (8. öffentl.) Versanunlnng des V. Vereinsjahres.

Um das Jahr 1786 waren an dieser neuen Münze, die dem General­direktor an der alten Münze, Gentz, mit unterstand, angestellt Münz­meister Runge, Münzmeisterassistent Junck, Wardein Meschker, Stempel- schneider Berger und Stierle, Rendant Türck, Kassierer Radicke, Zähler Lehmann und Taubert und als Justitiar waltete ein gewisser Schmied. Es wurden dort von Beginn des Betriebes an hauptsächlich Scheide­münzen hergestellt. In dem zuletztgenannten Jahre machte sich indessen die Notwendigkeit geltend, auch die Thalerausprägung daselbst zu be­treiben. Man begann damit gegen Ende des Monats Juni; die Stempel dazu hatte der vorher aufgeführte Medailleur Johann Jakob Gottfried Stierle*) geschnitten. Um nun diese Thaler aus der neuen Münze von denen aus der alten Münze äusserlich unterscheiden zu können, setzte Stierle das Berliner Münzzeichen, den Münzbuchstaben A, zwischen zwei Punkte, wodurch die 1786er Thaler aus der neuen Münze im Abschnitte 17.A.86 zeigen, während die in der alten Münze geschlagenen desselben Jahres nach wie vor 17A86 tragen. Von den ersten sind etwa 12000 Stück angefertigt worden.

Friedrich der Grosse starb am 17. August 1786, und nun hat späterhin wann, das steht nicht fest ein findiger Kopf es auf­gebracht, dass diese Thaler mit 17.A.86 auf den Tod des Königs ge­prägt seien und dass man 17. August 86 zu lesen habe. Wenn man diese Legende rechtzeitig auf den wahren Wert untersucht hätte, dann würde man ihre Haltlosigkeit allein schon durch den Hinweis darauf haben beseitigen können, dass ja die Thaler schon anderthalb Monate vor des Königs Tode zuerst geprägt seien, sie deshalb ausser jeder Be­ziehung zu diesem Ereignisse stehen. Das Märchen von diesen irrtüm­licher Weise Sterbethaler genannten Prägungen hat sich leider bis auf den heutigen Tag, selbst in Büchern, die ernst genommen sein wollen, erhalten, es ist endgültig abzuweisen: Sterbethaler von Friedrich dem Grossen giebt es nicht.

Anders liegen die Verhältnisse bei dem Thaler Friedrich Wilhelms IV. mit der Jahreszahl 1861. Man hat diese Stücke von jeher als Gedenk- thaler auf das am 2. Januar 1861 frühmorgens erfolgte Ableben des Königs bezeichnet, und als solche sind sie, wie ich im voraus gleich bemerken will, in der That geprägt worden. Mir hat der Schriftwechsel über ihre Herstellung zwischen dem kgl. Staats- und Finanzminister Freiherrn von Patow r und der königl. Münzdirektion zu Berlin, den

*) Stierle ward 1764 zu Berlin ala Sohn eines Sattlers geboren, lernte beim Medailleur Daniel Loos daselbst 1776 das Gravieren, wurde 1784 als Medailleur und Münzstempelschneider an der neuen Münze in Berlin angenommen, blieb dort in Diensten bis zu seinem Tode gegen Ende September 1806. Vgl. Bahrfeldt, Abkürzungen auf Münzen S. 35.