Heft 
(1896) 5
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13. (4. Oftentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

schiffzum Fallen gebracht. Auf diese Weise kann man den Ballon dirigiren, wie es der Reisezweck erfordert, man kann vor allen Dingen jederzeit auf die Erde zurückkehren, wenn es erwünscht erscheint. Und gerade diese Möglichkeit ist besonders wichtig, da man sonst recht un­liebsamen Zufälligkeiten preisgegeben sein könnte. Ich erwähnte bereits, wie zwingend die Beendigung einer Fahrt angesichts des Meeres ist. Aber auch über der Erde können Umstände zu einer plötzlicheu Landung nöthigen, wenn die in der Fahrtrichtung liegende Gegend keine geeigneten Punkte hierzu mehr bietet. So kann ein ausgedehntes Waldgelände, welches der bereits erschöpfte Ballon nicht mehr zu überfliegen vermag, oder eine langgestreckte Sumpf- oder nasse Niederungs - Gegend zum schleunigen Abstiege veranlassen. Je grösser der Ballon, je tragfähiger das verwendete Gas und je geringer die Belastung durch die Reisenden ist, desto ausgiebiger vermag man mit dem ersteren zu operiren, denn um so mehr Ballast kann man auf die Reise mitnehmen. Dieser Ballast besteht bei uns aus feinkörnigem Sand, der in Ballastsäcken verstaut die'Garnirung der Gondel oder des Korbes ausmacht. Je mehr man von diesem für den Luftschifler so wichtigen Material mitführen kann, desto länger vermag der Ballon sich in der Luft zu erhalten. Für ge­wöhnlich erreichen unsere Militär - Ballons, welche einen Inhalt von 1300 cbm. besitzen, bei einer Füllung von Leuchtgas und mit 3 Offizieren bemannt, nur Höhen bis zu 8000 m. Will man höher hinaufsteigen in das Reich der Lüfte, dann muss man einen grösseren Ballon benutzen imd denselben bei besonderen Leistungen mit dem tragfähigeren Wasser­stoffgas füllen, dann kann man sehr bedeutende Höhen erreichen, wie denn der Herr Dr. Berson vom hiesigen Königlichen meteorologischen Institute vor nunmehr 2 Jahren mit einem 2600 cbm-Ballon bis zu einer Höhe von 9150 m emporgestiegen ist, zu einer Höhe, welche vor ihm bisher noch von keinem Menschen und voraussichtlich auch von keinem lebenden Wesen erreicht worden ist.

r ... Der Aufenthalt in hohen Regionen ist nun nicht gerade ein sehr angenehmer. Die Erde entschwindet bei einer grossen Entfernung doch so sehr, dass man mit unbewaffnetem Auge Einzelheiten auf derselben nicht mehr zu erkennen vermag, jedenfalls wird der Naturfreund in geringeren Höhen einen grösseren Genuss vod dem unter ihm sich aus­breitenden Landschaftsbilde haben. Der Körper empfindet die Einwirkung der dünneren Atmosphäre sehr unbequem, denn die Atmungswerkzeuge arbeiten mit erhöhter Thätigkeit, um genügend Nahrung aus der weniger sauerstoffhaltigen Luft zu gewinnen. Herzklopfen und oft Atemnot, die ,mit einer störenden Erregung der Nerven verbunden sind, können nur durch künstliche Athmung überwunden werden. Zu diesem Zwecke nimnpt. man Sauerstoff mit in die Höhe, welcher in einem Stahlcylinder auf etwa 100 Atmosphären komprirnirt ist. Durch Gummischläuche,