13. (4. öffentl.) Versammlung des V, Vereinsjahres. 363^
welche mit einem Mundstück versehen sind, führt man sich nach dem Aufdrehen eines Ventils die notwendige Menge Sauerstoff durch den Mund zu und augenblicklich belebt sich der Körper wieder von Neuem. Es ist eine wunderbare Kraft, die einem bei dem Genuss von Sauerstoff mit einem Male durchströmt; das vom Drucke befreite kalte Gas perlt wie Schaumwein über die Zunge. Ausser dieser geschilderten Atemnot aber wirkt die verminderte Fortpflanzung des Schalles, die sich durch eine ge- wisseSchwevhörigkeit äussert, auch unbequem. Man muss die Unterhaltung, welche sich fast nur auf geschäftliche Mitteilungen beschränkt, mit sein- lauter Stimme führen und wird trotzdem oft nicht verstanden oder garnicht gehört. Zur besseren Verständigung bedient man sich mit Vorliebe der begleitenden Gesten, welche indessen auch mitunter anstrengend sind, da dort oben jede Bewegung einen erhöhten Aufwand von Kraft erfordert. Mir ist es noch lebhaft in der Erinnerung, wie mein Freund, der Herr Hauptmann Gross, und ich in grosser Höhe mit Mühe nur einen Sandsack in den Korb hineinhoben, der ausserhalb desselben befestigt rwar, und den jeder von uns hier unten auf der Erde mit einer Hand gehoben hätte. Wir waren herzlich froh, als die gemeinsame Arbeit beendet war, da ein Abstürzen des Sackes auf die Erde böse Folgen hätte haben können. Im übrigen ist dem Ballon-Insassen dort oben die Arbeit oft sehr willkommen, da dieselbe zur Erwärmung des Körpers in angenehmer Weise beiträgt. Die sehr niedrige Temperatur der Luft, die das Thermometer wohl bis auf 30 Grad und darunter fallen lässt geht mitunter selbst durch Pelze und warme Kleidung hindurch und wird dann höchst störend empfunden.
Aber ich möchte nicht nur von den Scln-ecknissen einer solchen Hochfahrt sprechen. Es ist auch hochinteressant, die oft wunderbaren Gebilde der Eis- und Sclmeewolken in diesen Regionen zu schauen, die mitunter in ihren pitoresken Formen den Anblick der herrlichsten Hochgebirgslandschaft gewähren. Riesige AVolkengipfel werfen in die zum Teil viele hundert Meter tiefen Wolkenthäler tiefschwarze Schatten und mit Überraschung erblickt man in der Tiefe unter sich das Bild*' des Ballons mit Korb und Insassen umgeben von einem regenbogenfarbigen Kranze. Wenn man dann im immerwährenden Aufstiege die letzte mächtige Wolkenschicht durchbrochen hat und über sich den klaren, tiefblauen Himmel erblickt, von dem die Sonne im vollsten Glanze herabscheint und die erstarrten Glieder auf das Angenehmste durchwärmt, dann ist man wiederum überrascht von diesem plötzlichen Wechsel. So bietet die Hochfahrt in ihrem höchsten Punkte weitab vom Getriebe der Erde auch herrliche Seiten dar. rr . (:
Der Abstieg erfolgt meist schnell, wenn nicht der Ballon durch die Wolkenschichten, durch die er sich nur mühsam nach oben hin Bahn brach, getragen und am Sinken verhindert wird. Dann muss energisch das Ventil
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