Heft 
(1896) 5
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13. (4. öflentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

welches' bei solcher Gelegenheit betrieben wird und ich bedaure oft, dass es mir nicht möglich ist, meine Söhne mit in die Höhe zu nehmen, um mit ihnen aus der Vogelschau eigentlich müsste man wohl Ballon- schau sagen im unmittelbarsten Anschauungs-Unterrichte die Erd­kunde der engeren Heimat zu betreiben. Wie manche Stunde Kopf­zerbrechens könnte ich ihnen ersparen!

Aber nicht alle Mitreisenden können sich solchen anregenden Be­trachtungen hingeben. Einer der Korbinsassen muss als Navigations- Offizier ununterbrochen auf den Kurs achten und den Ballon dauernd in der Hand behalten. Während der alte Bursche da oben in ange­nehmer Gleichmässigkeit dahinfuhr und nur selten durch eine kalte Wolkenschicht oder unmittelbare Sonnenbestrahlung veranlasst wurde, zu fallen oder zu steigen, denn alle diese atmosphärischen Einflüsse wirken sofort auf das Verhalten des Ballons ein, so ist er nun unruhig geworden und beschreibt in seinem Fluge in vertikaler Beziehung eine ununterbrochene Zickzacklinie. In den meisten Fällen gelingt es nämlich nicht, beim Abstieg den Ballon so abzufangen, dass er sich im vollkommenen Gleichgewichte befindet. Wenn der Führer etwas zu viel Ballast ausgegeben hatte, um den Abstieg zu parireu, dann strebt der Ballon wieder nach oben, da er erneuten Auftrieb bekommen hat. Lässt man ihn in diesem aufsteigenden Bestreben gewähren, so geht er wieder auf seine alte Höhe zurück oder genau gesagt, noch über dieselbe hin­aus. Jedenfalls steigt er wieder so lange, wenn nicht ganz besondere Gegeneinwirkungen eintreten, bis das Gas sich in der früheren Weise ausgedehnt hat.. Will man dieses nicht zugeben, und selbst der ehr­geizigste Luftschiffer hat mit einer Hochfahrt an ein und demselben Tage genug, dann muss man dem Aerostaten den Auftrieb nehmen. Von nun an bleibt der Ballon ununterbrochen im Steigen und Fallen. Der Führer darf sein Auge nicht einen Moment von dem Barographen ab­wenden, damit er sein Fahrzeug dauernd in der Hand behält, vor allen Dingen, dass der Ballon niemals ohne seinen Willen sich der Erde nähert, sonst wäre eine unfreiwillige Landung unter schwierigen Um­ständen wohl unvermeidlich. Die Kunst des Ballonfahrens besteht vor­nehmlich darin, dass man stets so hoch über der Erde dahinfliegt, wie man will, und dass man dort landet, wo man es vorher beabsichtigt hat. Für das Letztere ist massgebend die verfügbare Ballastmenge. Der Navigations-Offizier muss wissen, wie leicht oder wie schwer der Ballon nach seiner Bauart und nach der Art der Gasfüllung, sowie nach den obwaltenden Witterungs-Umständen auf seine Hilfen reagirt und er muss das vorliegende Gelände kennen, um sich darüber klar zu sein, wo er landen kann und wo nicht. Wenn allmählich der Sand- vorrath auf die Neige geht, so avertirt er die Landung. Seine weniger beschäftigten Begleiter bringen alle losen Gegenstände in den Korb-