13. (4. öffentl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
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kästen, der zugleich während der Fahrt als Sitz gilt, in Sicherheit und verwahren ebenso die zahlreichen Instrumente, damit dieselben keinen Schaden leiden. Nur das Barometer und der Barograph bleiben im Tauwerk befestigt, alles Andere wird sorgsam verstaut. Wenn Alles in Ordnung ist, wird noch ein letzter prüfender Blick in die Höhe gerichtet, um festzustellen, dass die Leinen für das Ventil und die Zer- reissvorrichtung klar sind und dann beginnt der weitere Abstieg bis unmittelbar über die Erde. Vom Kinge, an welchem die Netzleinen aus- laufen und an dem die Gondel befestigt ist, hängt ein 100—150 m langes Tau herunter, welches dazu bestimmt ist, durch Gewichtsentlastung, die beim Aufliegen auf der Erde entsteht, den Abstieg zu mildern und durch Reibung, die durch das Nachschleifen hervorgerufen wird, die Fluggeschwindigkeit zu vermindern.
Der Ballon ist soweit gefallen, bis der Schleppgurt aufsetzt. Ist seine Fallgeschwindigkeit keine bedeutende gewesen, so stoppt er schon von selber allmählich ab, wenn der Gurt sich auf die Erde auflegt und dadurch den Ballon entlastet. Jetzt zeigt es sich, ob der Ballonführer die Karte richtig studirt hat und das Gelände zutreffend beurteilt, denn besondere Hindernisse dürfen sich dem schleifenden Gurte nicht entgegenstellen. Über ein Dorf geht man mit demselben nur ungern hinweg, denn die Möglichkeit, dass eine Person beim Herabfallen des Schleppgurtes von einem Dache, über das er hinfortzog, getroffen werde, ist immer nicht ganz ausgeschlossen. Auch Telegraphen- und vor allen Dingen Telephon- Leitungen können leicht durch den mit grosser Gewalt über sie hinwegr gezogenen Ballonschweif beschädigt werden. Bei diesen Gegenständen muss der Führer oft den Ballon wieder ein wenig heben, um im Sprunge über dieselben hinweg zu gehen und dann wieder „aufzusetzen“, wie der Kunstausdruck lautet. Die Schleiffahrt selber ist meist der angenehmste Teil der ganzen Fahrt, der oft viele Kilometer weit fortgesetzt werden kann. Der Ballon ist nun wieder zahm geworden und benimmt sich sehr vernünftig, so dass er keine Sorgen bereitet. Die Erde ist dem Aeronauten so nahe gerückt, dass er alle Einzelheiten genau erkennen kann. Man kann sich bereits vollkommen mit den Landes-Einwohnern verständigen und auf Fragen Antworten erhalten, die meist sehr bereitwilligst erteilt werden. Bei der Fahrt über Felder stört der auf dem Erdboden dahinrauschende Schleppgurt Wild auf; oft jagen 4—5 Hasen in wilder Flucht vor dem Ballon her, ohne, dass sie es versuchen, durch einen Seitensprung aus der Fahrtrichtung zu kommen. Bei dem Fluge über einen Wald kann man Rehe und Hoch- wie Schwarzwild auf den Blossen erkennen; es gewährt einen reizenden Anblick, wenn diese in voller Fahrt dem über ihnen dahinschwebenden Ungetüm aus dem Wege gehen.
Meist flaut der Wind gegen Abend ab und der Ballon treibt gemächlich über die Erde dahin. Vor kurzem ereignete es sich, dass das