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13. (4. öfientl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
Schlepptau bei einer solchen Gelegenheit an einem Baume hängen blieb und den Ballon fesselte. Den Herren im Korbe war durchaus nicht angenehm zu Mute, sie wären gern aus ihrer Gefangenschaft befreit worden, aber alles Ziehen und Zerren am Schlepptau half nichts, selbst mehrere herbeieilende Holzfäller vermochten keine Abhilfe zu schaffen- Da kam ein Herr mit der Büchse unter dem Anne auf dem Pirschgange des Weges daher und wurde auch um Hilte in der Not gebeten. Er legte an, schoss und der Ballon flog frei von seiner Fessel weiter. Die Offiziere, unter denen sich ein schwedischer Lieutenant befand, bedankten sich bestens bei ihrem Erlöser und flogen noch ein gutes Stück weiter. Ähnliche kleine Abenteuer könnte ich von unseren Schleiffährten noch viele erzählen, ich fürchte aber die Nachsicht der Herrschaften zu sehr für mich in Anspruch zu nehmen.
Wenn nun zur Landung geschritten werden soll, so wählt man sich am besten ein freies Feld oder eine trockene Wiese aus, um auf die Erde zu gelangen. Der Anker, der bisher hochgebuuden war, wird nun abgeschnitten und gleitet 50 m auf dem Schlepptau herunter. Dort setzt er sich auf einen Knoten, der durch Puffer den Stoss des herabsinkenden Ankers abfängt. Wenn der Anker die Erde berührt, wird auf Kommando des Führers von einem Korbinsassen die Reissvorrichtung ausgeklinkt, die oben am Ventilringe des Ballons der grösseren Sicherheit wegen in einer Sperrvorrichtung eingeschaltet war. Wenn der Korb wenige Meter über der Erde ist, oder wenn er dieselbe bereits berührt hat, wird wieder auf Kommando der Ballon von seinem oberen Pole bis zum Äquator aufgerissen. Ein weites Loch legt sich klaffend aus einander und lässt das Gas sehr schnell entweichen, so dass die entleerte Hülle bald zu Boden fällt und dort liegen bleibt. Bei nicht zu starkem Winde wird dabei selten noch eine kleine Schleifpartie auf der Erde stattfinden. Ist rechtzeitig gerissen, so hat der Ballon kaum Kraft, um noch weiter zu fliegen. Bei stärkerem Winde muss man einen geschützt liegenden Landungsplatz aussuchen. Gleich hinter einem Walde oder einem Berge findet man meistens Windstille, die die Landung gefahrlos ermöglicht. Natürlich kann es auch wohl mal etwas unbequemer verlaufen bei einer Landung im heftigen Winde, aber das gehört doch immer zu den seltensten Ausnahmen. Seit wir die vom Hauptmann Gross eingeführte Reissvorrichtung an unseren Ballons haben, ist die Landung meist ohne Gefahr zu bewirken.
Meistens sind hilfsbereite Leute zur Stelle, die den glücklich gelandeten Luftschiffern zur Seite stehen, um den Ballon mit Zubehör zu verpacken. Zunächst treibt sie gewöhnlich die Neugierde heran, um das entseelte Ungetüm in der Nähe zu betrachten; nachdem sie aber ihren Wissensdrang befriedigt haben, gehen sie gern an die Arbeit. Ich muss es ganz besonders dankbar und anerkennend hervorheben, dass